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Neue Westfälische 07 - Gütersloh , 30.04.2015 :

Altenheim wird Wilhelm-Florin-Zentrum / Hermann-Geibel-Haus erhält Namen des früheren Pfarrers am Evangelisch Stiftischen Gymnasium

Von Rolf Birkholz

Gütersloh. Einen neuen Namen wird man sich merken müssen. Das könnte leichter fallen, weil es ein durchaus älterer ist in Gütersloh. Das Altenpflegeheim Hermann-Geibel-Haus wird demnächst Wilhelm-Florin-Zentrum heißen. Statt nach dem einstigen Bielefelder Amtsgerichtsrat (1882 - 1963) soll die Einrichtung an der Berliner Straße nach dem früheren Schulpfarrer (1894 - 1944) des Evangelisch-Stiftischen Gymnasiums benannt werden.

Die Umbenennung gaben jetzt Volker Krol, der Regionalgeschäftsführer des Evangelischen Johanneswerks als Träger des Zentrums, und dessen Leitung bekannt. Man habe die geplante, zum Jahresende konkreter werdende Erweiterung des Hauses (89 Einzelzimmer, 35 Wohnungen, 75 Mitarbeiterinnen) um zusätzliche 35 Seniorenwohnungen mit Serviceangebot zum Anlass genommen, dem ganzen einen neuen Namen zu geben, so Krol. Die Änderung hat aber auch damit zu tun, dass die Namensrichtlinie für alle Einrichtungen des in Bielefeld ansässigen, 6.500 Mitarbeiterinnen zählenden diakonischen Trägers überarbeitet worden ist.

Demnach sollten die Häuser möglichst Namen von Persönlichkeiten tragen, die einen engen Bezug zu Diakonie und / oder Kirche trügen, erläuterte Bärbel Thau von der Abteilung Archiv und Geschichtsschreibung. Zwar sei Hermann Geibel, nach dem das 1973 eröffnete Gütersloher Haus benannt worden war, ehrenamtlich dem Johanneswerk verbunden, aber in der NS-Zeit auch am Bielefelder Erbgesundheitsgericht tätig gewesen.

Anders Wilhelm Florin. Der aus Berleburg stammende Geistliche kam 1929 als Schulpfarrer ans ESG. Er gehöre "zu den wenigen mutigen Gegnern des Nationalsozialismus in Gütersloh", so Stadtarchivar Stephan Grimm in dem Buch "Gütersloher schreiben Geschichten". Florin habe sich 1935 / 36 besonders für den Erhalt des Gymnasiums als evangelische Schule eingesetzt. In einem 1934 erschienenen Gemeindevortrag habe er sich gegen die nationalsozialistische Weltanschauung gewandt. Durch seine Predigten und Schüler-Bibelabende hatte er einen erheblichen Einfluss auf seine Zuhörer. Energisch setzte er sich für den Erhalt des ESG als evangelische Anstalt ein.

Der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Lütkemeyer und der evangelische Theologe Prof. Dr. Rolf Wischnath hatten bereits vor einiger Zeit die Benennung einer Straße nach Wilhelm Florin beantragt. Das sei durch die Medien "auch in Bielefeld wahrgenommen" worden, sagte Bärbel Thau. Man habe festgestellt, das Florin "ganz hervorragend" zum Johanneswerk passe. Zu der Idee der Namensgebung habe es seitens der beiden Antragsteller positive Reaktionen gegeben.

Mit der offiziellen Namensänderung müsste laut Krol auch die Bushaltestelle vorm Haus und der Hermann-Geibel-Weg umbenannt werden, an dem es allerdings keine Anlieger gebe. Man würde sich freuen, wenn zur Neubenennung Herbst auch der in den USA lebende Sohn Hans-Wilhelm Florin anwesend sein könne.

Info / Ausbau geplant

35 seniorengerechte sind Wohnungen geplant.

Hinter dem Wilhelm-Florin-Zentrum, an der Kaiserstraße, sollen weitere 35 Seniorenwohnungen entstehen: zwei Gebäude, dreigeschossig, Tiefgarage.

Der Bauantrag soll Ende 2015 eingereicht werden.

Investor ist Heinz Krähenhorst aus Rietberg.

Investitionsvolumen: fünf bis sechs Millionen Euro.

Bezugsfertig soll das Haus Anfang 2017 sein.

Bildunterschrift: Neuer Name: Archiv-Mitarbeiterin Bärbel Thau (v. l.), Regionalgeschäftsführer Volker Krol, Ambulanzleiterin Martina Brune und Hausleiterin Christina Bartelheimer-Pätzold geben die Umbenennung bekannt.

Bildunterschrift: Gegner des Nationalsozialismus: Wilhelm Florin (1894 - 1944).


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