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Neue Westfälische 12 - Bad Oeynhausen , 10.08.2015 :

Ankunft der Flüchtlinge lässt die Stimmung hochkochen / Überwiegend hilfsbereiter Grundtenor bei den Anwohnern in Rehme

Von Elke Niedringhaus-Haasper

Bad Oeynhausen-Rehme. Die Ausreißer waren zwar radikal aber in der Minderheit, als sich rund 200 Bürger am Samstagmorgen im Martin-Luther-Hof bei städtischen Mitarbeitern und Kirchengemeinde über die Begleitumstände der Flüchtlingsunterbringung im Rehmer Bürgerhaus informierten. Auch wenn mitunter sehr kontrovers diskutiert wurde, blieb der Grundtenor durchweg hilfsbereit und interessiert. Und das nicht nur bei den Gästen der Informationsveranstaltung: "Bereits Freitagmittag hatten sich bei uns 80 Ehrenamtliche gemeldet, die bereit sind, mit anzupacken", gab Marina Freese, die städtische Beauftragte für das Ehrenamt eine Erfolgsmeldung.

Weil "außerordentliche Situationen außerordentliches Handeln erfordern", hatte Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann kurzfristig eine Informationsveranstaltung für die Anwohner organisiert, um über die Umstände rund um die Unterbringung der Flüchtlinge zu berichten und sich den Fragen der Bürger zu stellen.

Nur "schweren Herzens" hätte sich der kurzfristig eingerichtete Stab für außergewöhnliche Aufgaben bei der Stadt dazu entschlossen, die für Dienstag angekündigten Flüchtlinge im Rehmer Bürgerhaus unterzubringen. Der ausschlaggebende Grund: "Weil dort die Eingriffe geringer sind als in den angedachten Sporthallen, in denen nächste Woche der Schulunterricht wieder beginnt." Dass es in der Nachbarschaft nicht nur Freude darüber gebe, könne er sich vorstellen, räumte Mueller-Zahlmann ein.

Wie wenig sie sich auf die Ankunft der Flüchtlinge freut, zeigte eine Anwohnerin deutlich: "Wie wird kontrolliert, dass die dann auch alle abends um 22 Uhr, wenn das Bürgerhaus geschlossen wird, antanzen und nicht durch unseren Garten marschieren? Wer passt am Tag auf unser Haus auf, wenn wir arbeiten müssen? Und wen können wir abends um 11 Uhr erreichen, wenn wir uns auf unserer Gartenbank nicht mehr wohl fühlen?"

Für einen ebenso harschen Kommentar eines anderen Anwohners sorgte die Mitteilung des Bürgermeisters, dass sich bereits vier niedergelassene Ärzte für eine ehrenamtliche medizinische Versorgung der Flüchtlinge angeboten hätten: "Dass Ärzte etwas tun, ohne Geld dafür zu bekommen, glaube ich nicht. Wir müssen vier Monate auf einen Termin warten und die sollen dann sofort behandelt werden?" Ob sie als Rehmer Bürgerinnen persönlich für die Kosten der Flüchtlinge aufkommen müsse, wollte eine andere Diskussionsteilnehmerin wissen.

Nicht nur für den Bürgermeister, sondern auch für die meisten anderen Diskussionsteilnehmer stand fest, dass dabei "ein Szenario beschrieben wird, dass gar nicht zu erwarten ist". "Viel größer sind doch die Probleme der Menschen, die hier ankommen. Wir haben eine humanitäre Aufgabe zu bewältigen und sollten die Flüchtlinge erst einmal willkommen heißen", so das Stadtoberhaupt. Andere Vorbehalte gegen ungenügende hygienische Umstände konnte Mueller-Zahlmann sofort ausräumen: "Es wird außerordentlich viel Reinigungsdienst geben."

Genauso wie die Sorge, dass die Flüchtlinge ein zu üppiges Taschengeld bekommen oder dass das Schwimmbad nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist, weil die Flüchtlinge dort zu bestimmten Zeiten duschen dürfen: Sowohl das Schulschwimmen als auch der normale Badebetrieb werden davon nicht betroffen sein. "Und sowohl für den Pächter, als auch für die Vereine und Gruppierungen, die normalerweise im Bürgerhaus tagen versuchen wir ein Ausweichquartier zu finden", versicherte Mueller-Zahlmann und lieferte weitere Informationen.

Die Anwohner erfuhren nicht nur, dass der riesige Schlafsaal im Bürgerhaus mit Sichtblenden so gut es geht unterteilt wird und die Bewohner ihre Mahlzeiten im Martin-Luther-Hof einnehmen werden, sondern auch, dass bereits Betten und Bettzeug sowie persönliche Grundausstattungen besorgt wurden und dass mit einem erhöhten Polizeiaufgebot und einem Sicherheitsdienst rund um das Gelände gerechnet werden kann.

Und auch zu der erwarteten Dauer der Flüchtlingsunterbringung konnte Mueller-Zahlmann Informationen geben: "Auf die ersten Flüchtlinge, die nur ein paar Tage bleiben werden, werden neue folgen. Ich schätze, dass das die nächsten Monate so weiter gehen wird."

Infos / Spenden und Engagement

Nach wie vor sind nicht nur Sachspenden wie Kleidung, Koffer oder Kinderspielzeug willkommen, sondern auch Bürger, die sich etwa als Übersetzer zur Verfügung stellen.

Wer unterstützen möchte, kann sich entweder bei Marina Freese melden, Tel. (05731) 141021, E-Mail: m.freese@badoeynhausen.de, oder auf dem speziellen Link auf der Internetseite der Stadt Bad Oeynhausen, der in Kürze bereitgestellt sein wird.

Auf der Internetseite sollen auch besondere Ereignisse wie weitere Informationsveranstaltungen angekündigt werden.

Bildunterschrift: Diskutierten engagiert mit: Immer wieder meldeten sich Bürger und Bürgerinnen zu Wort, die sich informieren oder über ihre Ängste sprechen wollten.

Bildunterschrift: Informierten: Pfarrer Ernst Pallmann (v. l.), städtische Ehrenamtsbeauftragte Marina Freese, Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann, Fachbereichsleiter Wolfgang Budde und Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich.


oeynhausen@nw.de

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