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Lippische Landes-Zeitung , 01.12.2006 :

Damit die Opfer in Erinnerung bleiben / Benefizkonzert für Gedenkstele von dichter Stimmung geprägt

Lage-Heiden (ans). "Mein Vater hat kein Grab, dies soll sein Gedenkstein sein." So erklärt Hans Werthauer seinen Einsatz für die Errichtung einer Gedenkstele für die in Lage geborenen Juden, die von den deutschen Faschisten umgebracht wurden. Um die Finanzierung dieser Gedenkstätte zu unterstützen, gaben die Musizierenden in der Kirchengemeinde Heiden ein Benefizkonzert.

Knapp 600 Euro spendeten die erfreulich zahlreichen Zuhörer - das Mittelschiff der Kirche war dicht gefüllt - für eine Säule, deren Planung vorliegt. Aus einem quadratischen Grund soll sich die Säule über ein Fünfeck bis zu einem an den Davidsstern erinnernden Sechseck in die Höhe erheben. Aus der Zeichnung auf dem Programmheft geht hervor, dass diese Stele die Fragilität gesellschaftlicher Verhältnisse in sich aufgenommen hat, und so dazu auffordert, immer achtsam zu bleiben, selbst wenn eine Gesellschaft aus festem Stein gebaut erscheint.

Das Konzertprogramm spannte einen weiten Bogen von Johann Sebastian Bach über Felix Mendelssohn-Bartholdy bis hin zu neueren Sätzen, die auf Pop und Gospelklängen aufbauten, und es wurde, wie Organist Hans Martin Harms und Pfarrer Dieter Bökemeier gern registrierten, vom Publikum gespannt verfolgt.

Den von den "Mixed voices" gesungenen jiddischen Liedern kam in diesem Konzert natürlich eine besondere Bedeutung zu. Kathrin Habich unterstrich den besonderen Charakter der jüdischen Musiktradition mit ihrem Klarinettenspiel. Johann Rieke hatte den Chor vorbereitet, Merle Runte Bläser und Jungbläser. Mit Bachs Choralvorspiel zu "Aus tiefer Not" hatte sich Harms nicht nur eine thematisch stimmige, sondern auch sehr schwer zu spielende Komposition vorgenommen, weil nicht nur die beiden Hände viel zu tun hatten, sondern jeder Fuß im Bass dazu noch eine eigene Melodie spielen musste (Doppelpedalspiel).

Er hatte auch den Kirchenchor einstudiert. Johannes Goduhn berichtete über die Deportation Lagenser Juden, und Pfarrerin Brigitte Fenner nannte die Namen derer, die nie mehr in ihren Geburtsort Lage-Heiden zurückkehren konnten: Karl und Gustav Mosberg, Herrmann Erda und Theodor Nathan Steinheim. Auch für sie wird die Stele aufgestellt.


Lage@lz-online.de

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