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Neue Westfälische , 09.08.2011 :

Caritas: Viele Flüchtlinge sind psychisch krank

Paderborn. Für psychisch kranke Flüchtlinge in Deutschland gibt es nach Auffassung der Caritas zu wenig Hilfe. So gebe es in OWL kein Beratungszentrum für Flüchtlinge mit psychischen Krankheiten, so der Caritasverband Paderborn. Von 750 Flüchtlingen, die in OWL betreut würden, leide jeder vierte unter psychischen Krankheiten.

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Diözesan-Caritasverband Paderborn, 08.08.2011:

Situation von Flüchtlingen in Ostwestfalen im Blick

Versorgung von Personen mit psychischen Krankheiten unzureichend / Forschungsprojekt der Katholischen Hochschule macht Vorschläge zur Verbesserung der Situation von Betroffenen

Der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn sieht Handlungsbedarf bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen. Allein im vergangenen Jahr stellten über 41.000 Menschen in Deutschland einen Asylantrag. "Hier ist die Situation weiterhin von extremer und anhaltender Unsicherheit geprägt", kritisiert Heribert Krane, zuständiger Referent im Diözesan-Caritasverband. "Es besteht praktisch keine Integrationsperspektive." Bemängelt werden vor allem unzureichende Hilfsangebote. So gebe es zum Beispiel in Ostwestfalen-Lippe kein Beratungszentrum für Flüchtlinge mit psychischen Krankheiten.

Sonja Kowald von der Katholischen Hochschule in Paderborn hat in diesem Zusammenhang jetzt Vorschläge zur Verbesserung der Situation von Flüchtlingen in Ostwestfalen-Lippe vorgelegt. Im Rahmen ihres Studiums der Gesundheitsfördernden Sozialarbeit hat sie ein Forschungsprojekt in Kooperation mit dem Diözesan-Caritasverband durchgeführt. Frau Kowald sprach vorwiegend mit Beratern der Caritas, die mehr als 750 Flüchtlinge in der Region betreuen. Ein Viertel der Flüchtlinge leidet unter psychischen Krankheiten. Darüber hinaus sprach sie mit psychotherapeutischem Fachpersonal und Mitarbeitern von Ausländerbehörden.

Da es kein spezielles Beratungszentrum für Flüchtlinge mit psychischen Krankheiten gibt, schlägt Frau Kowald zumindest den Auf- und Ausbau von örtlichen Netzwerken von Beratern, Behörden und psychotherapeutischem Fachpersonal vor. Auch sei die Einbeziehung von niedergelassenen Ärzten sinnvoll. Die Möglichkeit, aus einer Gemeinschaftsunterkunft in eine Privatwohnung zu ziehen, trage wesentlich dazu bei, dass sich die "äußere" Sicherheit vor allem von depressiven Flüchtlingen verbessere. Bei ihrer Recherche stellte Frau Kowald fest, dass ein besserer Zugang für allein stehende erwachsene Flüchtlinge zu Hilfeangeboten dringend notwendig sei, da diese nicht auf die Unterstützung einer Familie zurück greifen könnten.

Heribert Krane begrüßt vor allem die Anregungen des Projekts im Hinblick auf die verstärkte Nutzung und den Ausbau von Hilfepotenzialen im Sozialraum zum Beispiel durch geschulte Ehrenamtliche, durch Kultur und Sport sowie durch Förderung von Kontakten zum sozialen Umfeld. Einen weiteren Schwerpunkt sieht der Caritasverband bei der Fortbildung von Mitarbeitern im Netzwerk und in Diensten und Einrichtungen zum Umgang mit psychisch Kranken aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen. Krane: "Die Caritas wird auch in Zukunft ihren Beitrag leisten, damit sich Flüchtlinge sicherer fühlen und ihren Alltag besser bewältigen können." Es gehe auch darum, Selbstwertgefühl und Selbständigkeit zu fördern, damit Betroffene eine gute Perspektive für sich finden.


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