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Nachrichten , 09.08.2011 :

Tages-Chronologie von Dienstag, 9. August 2011

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Dienstag, 9. August 2011


Am 7. August 2011 gedachte die Felix-Fechenbach-Stiftung mit einer Gedenkfeier an der Gedenkstätte im Kleinenberger Wald dem von den Nationalsozialisten ermordeten Journalisten Felix Fechenbach.

Am 6. August 2011 wurden mindestens 120 Menschen, die gegen den neonazistischen "Trauermarsch" in Bad Nenndorf protestieren wollten, auf einem Feld von der Polizei stundenlang eingekesselt.

Am 8. August 2011 veröffentlichten DGB, Jusos und Bündnis 90 / Die Grünen in Bielefeld einen Aufruf, in dem sie Widerstand gegen weitere Demonstrationen von Neonazis ankündigten.

Am 8. August 2011 kritiserte der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn die unzureichende Versorgung von Flüchtlingen mit psychischen Krankheiten in Ostwestfalen-Lippe.

Heute wurden in der Gemeinde Augustdorf drei Banner zur Begrüßung für Kriegsheimkehrer, eines am Nordtor der Kaserne, aufgehängt.

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Warburg / Kreis Lippe: Gedenken an Felix Fechenbach

Am 7. August 2011 gedachte die Felix-Fechenbach-Stiftung mit einer Gedenkfeier an der Gedenkstätte im Kleinenberger Wald dem von den Nationalsozialisten ermordeten Journalisten. Darüber berichtet heute, am 9. August 2011, das Westfalen-Blatt.

Demnach wurde die Gedenkrede von Ingrid Schäfer, Historikerin und Biografin von Irma Fechenbach, vor 70 Teilnehmenden gehalten.

Felix Fechenbach wurde 1894 als Sohn eines Bäckers geboren und besuchte die jüdische Elementar- und Realschule. Danach absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in Würzburg, die er 1910 abschloss. 1911 verlor er seine Arbeitsstelle in Frankfurt am Main, nachdem er an einem Streik teilgenommen hatte.

Zwischen 1912 und 1914 arbeitete er im Münchner Arbeitersekretariat und gründete 1914 die "Jugend-Sektion" der SPD. Im Herbst 1914 wurde er zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Nach seiner Verwundung Anfang 1915 in den Vogesen war Fechenbach zuerst im Schreibdienst und anschließend im Münchner Traindepot eingesetzt. Dort kam er in Kontakt mit Kurt Eisner und wurde zum Pazifisten.

Nach Kriegsende nahm er seine politische Aktivität wieder auf und beteiligte sich auch an Streiks. Als Kurt Eisner nach der Novemberrevolution 1918 zum bayerischen Ministerpräsident ernannt wurde, holte er Fechenbach als seinen Sekretär in die Staatskanzlei. Bis zu Eisners Ermordung im Februar 1919 war Fechenbach Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats sowie des provisorischen Nationalrates in Bayern. Fechenbach schrieb für Zeitungen im In- und Ausland.

Im Jahre 1922 wurde Fechenbach wegen angeblichen Landesverrats vom Münchner Volksgericht zu 11 Jahren Zuchthaus und zehn Jahren "Ehrverlust" verurteilt. Auch Artikel zur Kriegsschuld Deutschlands waren Gegenstand des Prozesses. Er musste aber auf Grund des öffentlichen Drucks gegen das Urteil nur bis zu seiner Begnadigung 1924 im Zuchthaus bleiben. Nach seiner Freilassung betrieb er dann ein Wiederaufnahmeverfahren, das mit der Aufhebung des Urteils durch das Reichsgericht endete. Während seiner Haftzeit wurde Fechenbach Mitglied der Poale Zion.

Die Jahre bis 1929 arbeitete er in Berlin beim Dietz-Verlag und recherchierte dort Reportagen für die sozialdemokratische Tageszeitung Vorwärts (1925 - 1929). Er unterstützte auch die "Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde", unter anderem als Autor und Puppenspieler von politischen Kasperltheaterstücken ("Roter Kasper").

Von 1929 bis 1933 arbeitete Fechenbach in Detmold als Redakteur beim SPD-Organ "Volksblatt" und war im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Da er über Informanten in der lippischen NSDAP verfügte, konnte er immer wieder Interna über die Absichten und Skandale der Partei veröffentlichen. Diese unter dem Pseudonym "Nazi-Jüsken" verfassten Glossen führten zu starken Anfeindungen. Nach der lippischen Landtagswahl am 15. Januar 1933 wurde ihm von den Nazis Redeverbot erteilt, am 11. März 1933 wurde er festgenommen und in so genannte "Schutzhaft" überführt.

Am 7. August wurde Felix Fechenbach auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau im Kleinenberger Wald zwischen Detmold und Warburg "auf der Flucht erschossen". In Wahrheit wurde er auf Anweisung Heydrichs misshandelt und ermordet. Der Tat verdächtigt wurden vier SA- und SS-Männer aus Detmold: Friedrich Grüttemeyer, 1969 verurteilt als Mittäter, Paul Wiese, 1948 verurteilt wegen "vorsätzlichen Totschlags", Karl Segler, dem keine Beteiligung nachgewiesen werden konnte und Josef Focke, der nie gefasst wurde.

Das Grab von Felix Fechenbach befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Rimbeck.

Fechenbach war in zweiter Ehe mit Irma Epstein (1895 - 1973) verheiratet. Sie und die drei gemeinsamen Kinder überlebten die Zeit des Nationalsozialismus durch Flucht.

Auf die Gedenkstätte für Felix Fechenbach im Kleinenberger Wald wurden vier Anschläge innerhalb von drei Jahren verübt, zuletzt im Dezember 2003.

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Bad Nenndorf: Polizeikessel verhindert Protest gegen neonazistischen "Trauermarsch"

Am 6. August 2011 wurden mindestens 120 Menschen, die gegen den neonazistischen "Trauermarsch" in Bad Nenndorf protestieren wollten, auf einem Feld an der Horster Straße von der Polizei stundenlang eingekesselt. Darüber berichtet heute, am 9. August 2011, die Online-Ausgabe der Schaumburger Nachrichten.

Demnach wurde zwei Bussen aus Hannover und Göttingen die Teilnahme an den Protesten faktisch verweigert, wogegen ein Rechtsanwalt nun Klage vor dem Verwaltungsgericht erheben will.

Am 6. August 2011 protestierten über 1.200 Menschen mit einer Demonstration und zahlreichen Privat-Partys gegen den neonazistischen "Trauermarsch" in Bad Nenndorf.

Zum sechsten Mal in Folge seit dem Jahr 2006 zogen Neonazis durch Bad Nenndorf, um an angebliche "Kriegs- und Nachkriegsverbrechen" der Alliierten zu erinnern. Innerhalb der Szene erwies sich die Demonstration allerdings erneut als Rückschlag.

Demnach nahmen anstelle der bis zu erwarteten 1.200, nur 640 Neonazis und NS-Nostalgiker an der demonstrativen NS-Verherrlichung teil, die von 2.000 Polizistinnen und Polizisten geschützt wurde.

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Bielefeld: Bündnis gegen neonazistische Demonstrationen

Am 8. August 2011 veröffentlichten DGB, Jusos und Bündnis 90 / Die Grünen in Bielefeld einen Aufruf, in dem sie Widerstand gegen weitere Demonstrationen von Neonazis ankündigten. Darüber berichten heute, am 9. August 2011, die Neue Westfälische, das Westfalen-Blatt und Radio Bielefeld.

Am 6. August 2011 verhinderten über 800 Menschen in Bielefeld eine vom Neonazi Marcus Winter angemeldete Demonstration unter dem Motto "Straftätern die Räume nehmen - AJZ dichtmachen".

Demnach blockierten 800 Menschen die polizeilich genehmigte Route, so dass die rund 150 Neonazis nur bis zur Radstation des Bahnhofs kamen.

Die Polizei hatte es als zu gefährlich angesehen, die Blockade aufzulösen oder die Neonazis daran vorbeizuführen. Stattdessen bot sie Marcus Winter an, die Kundgebung am Hauptbahnhof abzuhalten. Darauf ging dieser nicht ein und sagte die Kundgebung ab. Stattdessen kündigte er an, eine neue Kundgebung in Bielefeld für den 24. Dezember anmelden.

Auf dem Weg zurück zu den Gleisen griffen Neonazis, unter anderem mit Flaschenwürfen, Polizistinnen und Polizisten an, die sich mit Schlagstöcken und Reizgas zur Wehr setzten.

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Ostwestfalen-Lippe: Unzureichende Versorgung von Flüchtlingen

Am 8. August 2011 kritiserte der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn die unzureichende Versorgung von Flüchtlingen mit psychischen Krankheiten in Ostwestfalen-Lippe. Darüber berichten heute, am 9. August 2011, die Neue Westfälische und der WDR.

Da es kein spezielles Beratungszentrum für Flüchtlinge mit psychischen Krankheiten in OWL gibt, wird der Auf- und Ausbau von örtlichen Netzwerken von Beraterinnen und Beratern, Behörden sowie psychotherapeutischem Fachpersonal vorgeschlagen.

Auch die Möglichkeit, aus einer Gemeinschaftsunterkunft in eine Privatwohnung zu ziehen, trage wesentlich dazu bei, dass sich die "äußere" Sicherheit vor allem von depressiven Flüchtlingen verbessere.

Nähere Informationen auf: www.caritas-paderborn.de

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Augustdorf / Afghanistan: Willkommen an der Heimatfront

Heute, am 9. August 2011, wurden in der Gemeinde Augustdorf drei Banner zur Begrüßung für Kriegsheimkehrer, eines am Nordtor der Kaserne, aufgehängt. Darüber berichtet aktuell Radio Lippe.

Am 21. Juli 2011 hatte der Rat der Gemeinde Augustdorf mehrheitlich beschlossen, die vom Kriegseinsatz in Afghanistan zurückkehrenden Soldatinnen und Soldaten feierlich zu empfangen.

Zur Zeit befinden sich 1.300 Soldaten und Soldatinnen der Panzerbrigade 21 "Lipperland" aus der nach einem "Wegbereiter des Holocaust" (Guido Knopp) benannten Augustdorfer "General-Feldmarschall-Rommel-Kaserne" im Kriegseinsatz in Afghanistan.

Am 19. Juli 2011 hatte die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen beantragt, alle Institutionen der Bundeswehr, deren Namensgeber an den NS-Vernichtungskriegen beteiligt waren, umzubenennen. Ausdrücklich namentlich dabei genannt ist die "General-Feldmarschall-Rommel-Kaserne" in Augustdorf.

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Warburger Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 09.08.2011:
Aufrechter Demokrat ein Opfer der Nazis / Gedenkfeier für den Journalisten Felix Fechenbach

Schaumburger Nachrichten Online, 09.08.2011:
Polizeikessel / 120 Protestler von Gegendemo ausgeschlossen

Radio Bielefeld, 09.08.2011:
Nazi-Demo an Heilig Abend?

Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt, 09.08.2011:
Widerstand gegen Neonazis

Neue Westfälische 01 - Bielefeld West, 09.08.2011:
Neue Nazi-Demo möglich / Weihnachts-Kundgebung rechtlich erlaubt

WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 09.08.2011:
Caritas will Flüchtlingshilfe ausbauen

Neue Westfälische, 09.08.2011:
Caritas: Viele Flüchtlinge sind psychisch krank

Radio Lippe, 09.08.2011:
Willkommensgruß für Soldaten

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Warburger Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 09.08.2011:

Aufrechter Demokrat ein Opfer der Nazis / Gedenkfeier für den Journalisten Felix Fechenbach

Scherfede (WB). Bei einer Gedenkfeier an der Fechenbach-Gedenkstätte ist an den von den Nazis ermordeten lippischen Journalisten Felix Fechenbach, aber auch an seiner Frau Irma erinnert worden.

Der lippische Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer (SPD), Geschäftsführer der Felix-Fechenbach-Stiftung, begrüßte unter den rund 70 Teilnehmern den 1. Beigeordneten der Stadt Warburg, Klaus Braun, die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Detmold, Christ-Dore Richter und die Historikerin Ingrid Schäfer, die in diesem Jahr die Gedenkrede hielt.

"Auf der Flucht erschossen" - so hat im Jargon der Zeit die diskrete Beseitigung von Nazi-Gegnern gelautet. "Fast 20 Schüsse trafen den jüdischen Sozialdemokraten und Journalisten in den Rücken", erinnerte Maelzer an die Ermordung von Felix Fechenbach vor 78 Jahren am 7. August 1933 im Kleinenberger Wald.

Der SPD-Politiker betonte, dass es kein Zufall gewesen sei, dass ausgerechnet Fechenbach eines der ersten Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft werden sollte: Als Jude, Pazifist, Sozialdemokrat und vor allen Dingen als politischer Journalist, der mit spitzer Feder gegen die aufkommende braune Gefahr anschrieb, sei er die Verkörperung all dessen gewesen, was den Hass der braunen Machthaber auf sich gezogen habe, so Maelzer.

Warnung vor Erstarken der Rechtspopulisten

"Wohin rechtsextremer Hass führen kann, haben wir erst in den jüngsten Tagen wieder schmerzlich erfahren müssen", erinnerte der Landtagsabgeordnete an den Bombenanschlag eines rechtsextremen Attentäters auf das norwegische Regierungsviertel in Oslo und sein Massaker in einem Ferienlager der sozialdemokratischen Partei auf der Insel Utöya. 77 Menschen seien dem Hass des Täters auf alles Islamische und alles Sozialdemokratische zum Opfer gefallen
"Sorge macht, dass nicht nur in Norwegen, sondern auch in Österreich, in den Niederlanden, in Finnland und anderswo rechtspopulistische Parteien Zulauf haben. Ich bin mir sicher: Der Journalist Felix Fechenbach hätte dies alles zu seinem Thema gemacht, denn wo Rechtspopulismus hoffähig wird, da kann dies schlimmstenfalls auch wieder den Boden bereiten für Gewaltexzesse gegen politisch Andersdenkende, gegen religiöse Minderheiten und gegen Ausländer", sagte Maelzer.

In ihrer Gedenkrede zitierte die Detmolder Historikerin Ingrid Schäfer anschließend, aus der von ihr verfassten Biographie über Irma Fechenbach, der Ehefrau von Felix Fechenbach.

Irma Fechenbach war nach der Verhaftung von Felix Fechenbach in die Schweiz geflohen. In seinem letzten Brief aus dem Gefängnis an sie schreibt Fechenbach: "Ich bin noch immer in Detmold und glaubte schon in der vergangenen Woche ins Konzentrationslager zu kommen. Vielleicht findet der Abtransport schon in einigen Tagen statt. Vielleicht dauert er noch Wochen. Ich weiß es nicht. Dies Warten auf die Veränderung erfüllt mich mit einer merkwürdigen Unruhe. Ich weiß selbst nicht warum, aber es ist so. Wie es später im Konzentrationslager aussehen wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall richte Dich so ein, dass Du bei den Kindern bleiben kannst. Sie leiden ohnehin am meisten unter unserer Trennung. Können sie schon den Vater nicht haben, dann sollen sie wenigstens die Mutter nicht entbehren. Du sagst ja selbst, die Kinder seien die Opfer der Zeit, entwurzelt, heimatlos geworden. Tue nur alles, dass Du wenigstens bei ihnen bleiben kannst. Aber das brauche ich Dir ja nicht besonders ans Herz zu legen. Du wirst das von Dir aus schon tun." Im Nachsatz schreibt er: "Soeben wird mir mitgeteilt, dass ich heute, den 7. August, abtransportiert werde."

Irma Fechenbach hatte diesen Brief noch nicht erhalten, als ihre Mutter sie am Morgen des 8. August anrief und ihr mitteilte, Felix sei tot, "auf der Flucht erschossen". Sie konnte es nicht fassen, wusste jedoch, dass diese Formulierung eine Lüge war.

Den Krieg über blieb Irma Fechenbach mit den Kindern in der Schweiz. Nach Kriegsende wanderte sie mit ihnen nach Amerika aus. Tochter Lotti kehrte nach kurzer Zeit wieder in die Schweiz zurück und heiratete dort. Irma Fechenbach verließ 1965 die USA und kehrte in die Schweiz zurück, um dort bei ihrer Tochter Lotti ihren Lebensabend zu verbringen.

Im August 1973 nahm Irma Fechenbach anlässlich des 40-jährigen Gedenkens der Ermordung ihres Mannes noch an der Einweihung des Gedenksteins hier im Kleinenberger Wald teil.

Nur wenige Monate später, als sie am 11. Dezember 1973 in ihrem Wohnort Dietikon in der Schweiz mit ihrem Fahrrad unterwegs war, wurde sie von einem Auto erfasst und starb an ihren Verletzungen. Irma Fechenbach war 78 Jahre alt geworden.

Bildunterschrift: Herbert Cramme, Karl-Heinz Hellmuth von der Warburger SPD und Ingrid Schäfer, Historikerin und Biografin von Irma Fechenbach, sowie Dennis Maelzer MdL, Geschäftsführer der Felix-Fechenbach-Stiftung, (von links) haben Kränze am Gedenkstein niedergelegt.

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Schaumburger Nachrichten Online, 09.08.2011:

Polizeikessel / 120 Protestler von Gegendemo ausgeschlossen

09.08.2011 - 17.46 Uhr

Die Zahl der Demonstranten gegen den Neonazi-Aufmarsch am Sonnabend hätte noch höher sein können. Den Insassen aus zwei Bussen aus Hannover und Göttingen ist die Teilnahme an den Protesten verweigert worden, berichtet Rechtsanwalt Sven Adam, der nun Klage vor dem Verwaltungsgericht erheben will.

Bad Nenndorf (tes). Mindestens 120 Personen zwischen 14 bis 46 Jahren seien von der Polizei auf einem Feld an der Horster Straße stundenlang eingekesselt worden, darunter auch 20 Mitglieder der Grünen Jugend Niedersachsen.

Es sei eine "unhaltbare Schikane, mit welchen zweifelhaften Methoden über 100 Antifaschisten gekesselt und mehrere Stunden ohne validen Grund festgehalten" worden seien, rügt die Jugendorganisation von Bündnis 90 / Grüne in einer Pressemiteilung die "übertriebene Härte" gegen die Protestler. Die Gruppe war auf dem Weg vom Gymnasium zur DGB-Demo an der Polizeisperre gestoppt und mit anderen Gegendemonstranten eingezingelt worden. Warum, blieb lange unklar.

Erst auf Nachfrage habe die Polizei mitgeteilt, Auslöser sei eine Person gewesen, die dazu aufgefordert habe, Kontrollstellen zu umlaufen, erklärt der Göttinger Anwalt Adam. Das erfülle keinen Tatbestand und rechtfertige nicht, mehr als 120 Menschen stundenlang einzukesseln. "Das war ein bunt zusammengewürfelter friedlicher Haufen, kein Block von Autonomen", betont der Jurist.

Menschlich geärgert habe ihn, dass die Polizei nur einen Versorgungswagen geschickt habe, um die eigenen Kräfte zu versorgen. Die Durstigen im Kessel mussten zusehen. "Das ist perfide", berichtet er von Bad Nenndorfern, die den meist jungen Leuten helfen wollten, und von Sanitätern, die vergeblich darum baten, Wasser bringen zu dürfen. "Wegen des Umdefinierens seitens der Polizei von einem Kessel zu einer Kontrollstelle ist die Verpflichtung weggefallen, Versorgung bereitzustellen, sodass die Gruppe bei 30 Grad bis zu fünf Stunden ohne ausreichend Wasser, Sonnenschutz und Toiletten ausharren musste", wird auch in der Mitteilung der Grünen Jugend die "rechtliche Grundlage" der Maßnahme bezweifelt.

"Dieser Kessel war völlig unverständlich für uns", bestätigt deren Sprecherin Lara Jil Dreyer. "Zumal einige von uns Einladungen zu privaten Feiern an der Bahnhofsstraße hatten." Die Polizei habe zwar angeboten, dass die Jugendlichen nach einer selektiven Taschenkontrolle in kleinen Gruppen freiwillig umkehren können. "Aber wir sind nach Bad Nenndorf gefahren, um den friedlichen Protest zu unterstützen", erklärt sie.

Vielen sei in der prallen Sonne schwindelig geworden, einige litten unter Kreislaufproblemen. Erst als eine Anwältin der Grünen mit der Polizei gesprochen habe, seien schleppend kleine Gruppen herausgelassen worden.

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Radio Bielefeld, 09.08.2011:

Nazi-Demo an Heilig Abend?

Nachdem der eigentliche Aufmarsch von Neonazis am Samstag gescheitert war, haben die Veranstalter jetzt eine neue Demonstration in Bielefeld angekündigt. Sie soll am 24.12., an Heilig Abend, stattfinden. Rein rechtlich könnte so eine Demonstration auch genehmigt werden. 2006 musste beispielsweise ein Nazi-Aufmarsch in Minden gestattet werden. Das Bundesverfassungsgericht hatte damals geurteilt.

Sollten Neonazis an Heilig Abend in Bielefeld demonstrieren wollen, könnten sie ihre Veranstaltung also regulär bei den Bielefelder Behörden beantragen. Eine Demonstration ist allerdings jetzt schon für den Heilig Abend in Bielefeld angemeldet. Ein Bündnis aus SPD, Grünen und Deutschem Gewerkschaftsbund plant eine Gegendemo auf dem Bahnhofsvorplatz.

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Bielefelder Zeitung / Westfalen-Blatt, 09.08.2011:

Widerstand gegen Neonazis

Bielefeld (WB). Nach der Verhinderung eines rechtsextremen Aufmarsches am Samstag in Bielefeld haben die Veranstalter bereits gegen weitere Demonstrationen Widerstand angekündigt. Um einen erneuten Versuch von Neonazis an Heiligabend unmöglich zu machen, sei schon jetzt eine Veranstaltung auf dem Bahnhofsvorplatz angemeldet worden. "Wir werden Bielefeld jederzeit wieder als weltoffene und tolerante Stadt verteidigen - notfalls auch an Heiligabend", erklärte die Versammlungsleiterin der Mahnwache, Wiebke Esdar. Der Aufruf ist unterzeichnet vom Deutschen Gewerkschaftsbund, den Jusos und Bündnis 90 / Die Grünen.

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Neue Westfälische 01 - Bielefeld West, 09.08.2011:

Neue Nazi-Demo möglich / Weihnachts-Kundgebung rechtlich erlaubt

Bielefeld. Entschlossen trat das Bielefelder Aktionsbündnis am Samstag dem Aufmarsch der Neonazis entgegen. Die rechts-nationale Unruhe wurde im Keim erstickt. Für neue Aufregung sorgte allerdings die Ankündigung der Rechtsextremen, an Heiligabend ein weiteres Mal in Bielefeld aufmarschieren zu wollen (die Neue Westfälische berichtete). Von rechtlicher Seite, so die Polizei Bielefeld auf Anfrage, gäbe es dagegen keine Einwände. "Grundsätzlich ist es möglich, am 24. Dezember bis 16 Uhr zu demonstrieren", sagte Pressesprecherin Sonja Rehmert.

Um einen erneuten Versuch von Neonazis an Heiligabend zu verhindern, sei jedoch schon jetzt eine Gegenveranstaltung auf dem Bielefelder Bahnhofsvorplatz angemeldet worden, erklärte das Bielefelder Aktionsbündnis am Montag.

Ob es tatsächlich zu einem winterlichen Nazi-Marsch kommen wird, bleibt abzuwarten. Eine ähnliche Ankündigung in Gütersloh entpuppte sich vor Jahren als symbolträchtige Drohung ohne Inhalt.

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WDR-Nachrichten aus Ostwestfalen-Lippe, 09.08.2011:

Caritas will Flüchtlingshilfe ausbauen

Der Caritasverband Paderborn will seine Flüchtlingshilfe ausbauen. In Ostwestfalen-Lippe fehlten vor allem Beratungsangebote für psychisch kranke Flüchtlinge, sagte ein Caritas-Sprecher. Von den 750 Flüchtlingen, die der Wohlfahrtsverband in der Region betreut, leide laut einer Studie jeder vierte an einer psychischen Krankheit. Der Wohlfahrtsverband will jetzt ehrenamtliche Helfer speziell schulen.

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Neue Westfälische, 09.08.2011:

Caritas: Viele Flüchtlinge sind psychisch krank

Paderborn. Für psychisch kranke Flüchtlinge in Deutschland gibt es nach Auffassung der Caritas zu wenig Hilfe. So gebe es in OWL kein Beratungszentrum für Flüchtlinge mit psychischen Krankheiten, so der Caritasverband Paderborn. Von 750 Flüchtlingen, die in OWL betreut würden, leide jeder vierte unter psychischen Krankheiten.

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Radio Lippe, 09.08.2011:

Willkommensgruß für Soldaten

Die Gemeinde Augustdorf hat für die bald zurückkehrenden Soldaten der Rommel-Kaserne Willkommens-Banner aufgehängt. Drei große Schriftzüge sollen die Verbundenheit der Gemeinde mit den Rückkehrern ausdrücken. Noch bis in den September hinein kommen die Augustdorfer Soldaten in kleineren Gruppen zurück in die Rommel-Kaserne.

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