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Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt , 08.08.2011 :

"Die Hand zur Versöhnung reichen" / Im Rahmen der Schützenfestnachfeier weiht Himmighausen drei Gedenktafeln für russische Kriegsgefangene ein

Von Heinz Wilfert

Himmighausen (WB). "Über Gräber die Hand zur Versöhnung reichen!" Diesen Wunsch hat Wladimir Kukin, der erste Sekretär der russischen Föderation, während einer bewegenden Einweihungsfeier von drei Gedenksteinen für verstorbene russische Krieggefangene in Himmighausen ausgesprochen.

Der Heimatschutzverein hat in dem vor 51 Jahren errichteten Gefallenenehrenmal drei Gedenksteine integriert, die nun an 13 sowjetische Kriegsgefangene erinnern, und das an einem historischen Tag: dem Abwurf der ersten Atombombe auf die japanische Stadt Hirsohima. "Mit drei kleinen Gedenksteinen setzen wir ein großes Zeichen der Versöhnung", sagte Alfons Lange, Vorsitzender des Heimatschutzvereins, bei der würdevollen Feierstunde. "Wir wissen diesen Beitrag zu schätzen", erklärte der Botschaftsvertreter aus Berlin, weil der nicht nur reine Pflichterfüllung sei. "Die Aufstellung dieser Gedenksteine bedeutet auch die Wiederherstellung der menschlichen Würde", sagte der Diplomat, der deutlich machte, dass die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg den höchsten Blutzoll aller Nationen habe bezahlen müssen.

Der Kampf habe sich aber schon damals nicht gegen das deutsche Volk, sondern ausschließlich gegen das Nazi-Regime gerichtet. Die Einladung nach Himmighausen habe in der Botschaft ein breites Echo gefunden. Kukin würdigte das deutsch-russische Verhältnis. "Vor 60 Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass beide Länder heute strategische Partner sind und Deutschland zu einem befreundeten Land wurde."

Schon vor Jahrzehnten hatte der junge Wilfried Hanßen bei der Errichtung des Gefallenenehrenmals in Himmighausen angeregt, auch der sowjetischen Kriegsgefangenen zu gedenken, die bei ihrem Einsatz als Zwangsarbeiter der Reichsbahn ums Leben gekommen sind.

Die Verstorbenen waren ursprünglich am Ortsrand begraben. Sie wurden 1961 umgebettet, um in der Dokumentationsstätte bei Stukenbrock ihre letzte Ruhestätte zu finden. Einem Zufall war es zu verdanken, dass vor einiger Zeit zwei steinerne Platten mit kyrillischen Buchstaben entdeckt wurden, die wohl noch von russischen Gefangenen gefertigt wurden. Durch Recherchen von Oliver Nickel von der Dokumentationsstelle 326 Stukenbrock ließen sich fünf Namen bestimmen, drei aus Aserbeidschan, einer aus Kalmückien und einer aus Dagestan. Diese Namen sind auf der mittleren Gedenktafel verewigt.

Bürgermeister Rainer Vidal fand es sehr anerkennenswert, dass im Ehrenmal auch der russischen Toten gedacht werde. Den strömenden Regen während der Einweihungsfeier nutzte er für Symbolik: "Der steht für die Tränen, die während einer furchtbaren Zeit auf beiden Seiten vergossen wurden." Für das erlittene Unrecht bat Vidal den russischen Vertreter um Verzeihung und endete mit dem Wunsch "Nie wieder Krieg!". Die Segnung der Gedenkstätte vollzog Diakon Wilhelm Josef Otten. Für jeden der 13 Verstorbenen legten 13 Schützen eine rote Rose nieder, während Friedenstauben aufgelassen wurden.

Bildunterschrift: Heimatschutzvereinsvorsitzender Alfons Lange (von links), Botschaftssekretär Wladimir Kukin, Diakon Wilhelm-Josef Otten und Bürgermeister Rainer Vidal am Ehrenmal.

Bildunterschrift: Bewegende Feierstunde im Regen: Die Schützenfestnachfeier bildete den Rahmen für die Einweihung der Gedenksteine für russische Kriegsgefangene in Himmighausen. Für die Musik sorgten die Blaskapelle Reelsen und das Blasorchester Himmighausen.


hoexter@westfalen-blatt.de

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