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Evangelischer Pressedienst , 07.08.2011 :

Bielefelder Bündnis demonstriert gegen Nazi-Aufmarsch

Bielefeld/Bad Nenndorf (epd). Ein breites gesellschaftliches Bündnis hat am Samstagabend in Bielefeld gegen einen Aufmarsch von 150 Rechtsextremisten protestiert. Unter dem Motto "Für eine tolerante und weltoffene Stadt" folgten nach Polizeiangaben etwa 800 Menschen dem Aufruf von Parteien, Gewerkschaften und Kirche zur friedlichen Gegendemonstration. Die Stadt und ihre Bewohner hätten ein unübersehbares und unüberhörbares Zeichen der Gegenwehr gesetzt, sagte Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) bei einer Kundgebung an der evangelischen Pauluskirche. Zuvor fand eine Mahnwache am nahe gelegenen Bielefelder Hauptbahnhof statt, wo ein Denkmal an die während der NS-Zeit deportierten jüdischen Menschen erinnert.

Die Rechtsextremen kamen nach Polizeiangaben von einer Veranstaltung im niedersächsischen Bad Nenndorf, wo Neonazis für Samstag einen "Trauermarsch für die Opfer der alliierten "Befreier"" angemeldet hatten. In dem Kurort nahe Hannover hatte die britische Armee nach dem Zweiten Weltkrieg ein Internierungslager betrieben, in dem NS-Kriegsverbrecher inhaftiert waren. Dort gingen am Freitag und Samstag nach Polizeiangaben rund 900 Menschen gegen den Neonazi-Aufmarsch auf die Straße. Zahlreiche Christen besuchten die Jüdische Gemeinde aus Solidarität.

In Bielefeld brach die Polizei aus Sicherheitsgründen den Aufmarsch der Rechtsextremen, die gegen ein linksgerichtetes Jugendzentrum der Stadt protestieren wollten, kurz nach deren Ankunft am Hauptbahnhof ab. 400 Gegendemonstranten versperrten den Angaben nach die Straßen.

Bielefelds Oberbürgermeister Clausen sagte, der Stadt sei es gelungen, dem Rechtsextremismus ein geschlossenes und breites Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen und alle Ratsparteien entgegenzustellen. "Was wir im Dritten Reich erlebt haben, das wollen wir nie mehr, weder in Deutschland noch woanders auf der Welt", betonte der OB. Die Gesellschaft biete keinen Platz für Hassprediger.

Der Sozialpfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld, Matthias Blomeier, nannte den Gegenprotest ein deutliches Zeichen gegen faschistische und menschenfeindliche Ideologie. Es sei keine Lösung derartige Aufmärsche zu ignorieren, wegzuschauen oder zu schweigen, weil alles als leise Zustimmung interpretiert werden könnte, sagte der Theologe. "Ewiggestrige müssen mit unserem Widerstand rechnen." Der christliche Glaube richte sich an einen Gott der Liebe und des Lebens. Daher sei es Aufgabe aller Christen sich dort einzumischen, wo immer Menschenwürde missachtet werde. Der Mensch solle nach seinen Handlungen, nicht nach Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung bewertet werden, forderte Blomeier.

Internet: www.gruene-bielefeld.de; www.kirche-bielefeld.de; www.bad-nenndorf-ist-bunt.com


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