www.hiergeblieben.de

Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt , 22.09.2008 :

"Die ursprüngliche Heimat ist wie eine Mutter" / Traditioneller Tag der Heimat: Vertriebene gedenken mit Wehmut ihrer Wurzeln

Rheda-Wiedenbrück (WB) Zur Feier des traditionellen Tages der Heimat hieß die amtierende Vorsitzende der Landmannschaft Ostpreußen, Karin Klamert, im Foyer des Rathauses am Samstagnachmittag Vertriebene und Einheimische willkommen.

Unter ihnen waren Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe, Vize-Bürgermeister Norbert Flaskamp, die Ratsmitglieder Elisabeth Witte und Manfred Hegel, der Vertreter der Verwaltung Theo Mettenborg sowie die Heimatvorsitzenden Jürgen Kindler und Manfred Schumacher.

Umrahmt wurde die würdige Veranstaltung durch die Musik des Mandolinenorchesters, Darbietungen des Volkstanzkreises und Gedichtvorträgen von Renate Smeilus. Der Vorsitzende der Ostpreußischen Landesgruppe NRW, Jürgen Zauner, tat seinen Blick in die Geschichte des deutschen Ostens und der Menschenrecht verletzenden Vertreibung von Millionen Deutscher.

Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe stellte heraus, Heimat sei in unserer Gesellschaft wieder ein großes Thema und der Heimatbegriff für die Menschen von grundlegender Bedeutung geworden. Eine Bindung aufzubauen zu einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Region gehöre zum Menschen einfach dazu und das gestern wie heute. Menschen wollten sich irgendwo verankert wissen und verwurzelten sich auch selber.
Zunächst sei Heimat dort, wo man geboren werde und wo man aufwachse. Die Erinnerung daran könne niemand einem Menschen nehmen. Jostkleigrewe wörtlich: "So konnte ich kürzlich bei einer Schlesienreise mit vielen Vertriebenen erleben, wie tief die innere Verbundenheit zwischen diesen Menschen und ihrer alten Heimat ist."

Erfreulich sei heute die unkomplizierte Einreise in die alte Heimat Schlesien. Der Schriftsteller Ernst Wiechert, dessen erste Heimat Masuren gewesen sei, habe den Vergleich gefunden, die ursprüngliche Heimat sei eine Mutter, die zweite eine Stiefmutter. Wörtlich sagte der Bürgermeister an die Vertriebenen gewandt: "Eine Stiefmutter ist ein Ersatz, mit dem man es auch ganz gut antreffen kann. Das hoffe ich auch für Sie, denn Sie haben sich ja voll und ganz in der neuen Heimat eingebracht und an ihrem Aufblühen tatkräftig mitgewirkt."

Heimatvereinsvorsitzender Jürgen Kindler warnte vor jeder einseitigen Geschichtsbetrachtung. Sie helfe nicht weiter. Jürgen Kindler blickte in seine eigene Jugend zurück, als schlesische Verwandte nach dem Krieg aus der Heimat in Rheda ankamen. Sie seien sehr traurig und doch der Zukunft zugewandt gewesen. Den Anteil der Vertriebenen am Wohl der Stadt kenne jeder. Glücklicherweise wachse Europa zusammen. Es sei Platz für alle. Eines Tages könne man sicher dort leben, wo man wolle.


guetersloh@westfalen-blatt.de

zurück