Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische ,
30.05.2008 :
Dem Uni-Rektor Gewalt angedroht / AStA spricht von "tätlichem Angriff" eines Professors
Bielefeld (mönt). Der Protest von einer Gruppe von Männern und Frauen an der Uni während der Feier zur geförderten Spitzenforschung (NW berichtete gestern) hat ein Nachspiel. Der "Allgemeine Studierendenausschuss" (AStA) behauptet, ein "geladener Professor" hätte einen Studenten "tätlich angegriffen", ihn "gepackt, geschüttelt und zu Boden geworfen". Auf Nachfrage erklärt André Armbruster vom AStA: "Es war ein Professor aus der ersten Reihe." Name unbekannt. Auch die AStA-Vorsitzende Mira Schneider will es gesehen haben, zumindest das Packen und Schütteln. "Ich saß in der 10. oder 12. Reihe."
Einen solchen Vorfall kann sonst niemand bestätigen. Zahlreiche Augenzeugen berichten auf Anfrage, nichts dergleichen beobachtet zu haben, darunter viele neutrale Beobachter. Wissenschaftler, Politiker und Medienvertreter waren da. Auch die Uni weist diesen Vorwurf zurück. "Das ist definitiv falsch", sagt Torsten Schaletzke, Pressesprecher. Vielmehr sei es so, dass die Uni-Leitung die Protestler gebeten habe, sich am Mikro zu äußern, das Schreien oder Stören mit Trillerpfeifen jedoch zu unterlassen. Man sei generell immer um einen Konsens bemüht.
Bestätigt hingegen ist von mehreren Zeugen, dass ein Demonstrant eine unverhohlene Drohung gegen Uni-Rektor Dieter Timmermann ausgesprochen hat. In Anspielung auf den Brandanschlag auf das Privatauto des Rektors 2006 während der Auseinandersetzung über die Studiengebühren soll er Timmermann sinngemäß gewarnt haben, besser auf sein Auto aufzupassen.
Nach den Protesten sind die Personalien einiger Beteiligter aufgenommen worden.
Kommentar / Der AStA, der Protest und die "Wahrheit" / Linkische Lügen
Von Ansgar Mönter
Es ist erschreckend: Mit einer offensichtlichen Lüge versucht der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) Politik zu machen gegen das Rektorat und den Hochschulrat der Universität Bielefeld. Die Behauptung des AStA, während des "friedlichen" Protestes sei ein Student "tätlich angegriffen, gepackt, geschüttelt und zu Boden geworfen" worden, ist falsch. Zahlreiche Augenzeugen bestätigen das.
Skandalös ist es, körperliche Gewalt zu erfinden, um jemand anders zu diskreditieren. Auch andere Angaben des AStA sind Fantasie: Nicht "150 Studierende protestierten mit Transparenten und Sprachchören", es waren rund 20. Ob Studenten oder nicht, wer weiß es. Einige jedenfalls müssten schon rund ein Jahrzehnt eingeschrieben sein, wenn sie immer noch Studenten sein wollen.
Das alles ist bitter für die echten Studenten. Der AStA, der einen solchen miesen Stil praktiziert, zumindest gutheißt, macht sich unglaubwürdig und scheidet als Vertretungsorgan aus. Es wirkt so, als ob die Protestler vor allem ihr politisches Mütchen kühlen. Sie berufen sich einerseits auf "freie Meinungsäußerung", brüllen die anderen zugleich nieder oder hindern sie am Reden durch Trillerpfeifen. Sie drohen sogar mit Gewalt.
Dabei wäre eine inhaltliche und kluge Kritik an dem, was sich an den Hochschulen tut, sehr angebracht. Unterschiedliche Meinungen zu Hochschulrat, Studiengebühren oder Elite-Forschung sind nötig und gut nachvollziebar.
Linkische Lügen nicht.
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