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Lippische Landes-Zeitung , 23.07.2004 :

Demo statt leiser Protestnote / Augustdorfer Bürger machen Unmut über Geschützlärm Luft

Augustdorf (upf). "Glaubt die britische Armee, uns diesen Lärm zumuten zu dürfen?" Die zentrale Frage der Demonstration Augustdorfer Bürger gegen die akustischen Auswüchse der jüngsten Schießübungen stellte Gerold Freitag gestern Abend vor etwa 100 Teilnehmern einen deutlich überraschten Trio: Der britische Verbindungsoffizier Ian Grant, Colonel Donald Munro (Kommandeur des Truppenübungsplatzes Senne) und Major Martin Waters vom Stab Sennelager hatten erwartet, lediglich eine Protestnote in Empfang zu nehmen.

Sehr zum Unmut der Versammelten gab es deshalb keine verbindlichen Erklärungen von britischer Seite - außer, dass einem schriftlichen Protest selbstverständlich eine schriftliche Antwort folgen werde.

Freitag hatte am Dienstag aufgrund der erheblichen Belästigungen durch die britischen Übungen mit so genannter Charm-Munition vom Kaliber 120 Millimeter die aufgebrachten Bürger mobilisiert und mit anderen die Demonstration organisiert. "Wir wussten immer, dass hier ein Übungsplatz ist und haben uns damit arrangiert", sagte er an der Schranke 26 an der Haustenbecker Straße den Vertretern der britischen Rheinarmee, aber das Schießen vom Dienstag mit unerträglichem Abschussknall im Fünf-Minuten-Takt "grenzt an Körperverletzung und geht an die Bausubstanz unserer Häuser." In seiner kurzen Ansprache hielt Freitag mit dem Misstrauen der Bürger nicht hinter dem Berg: Nachdem angekündigt worden sei, Schallmessungen anzustellen, sei am Mittwoch und gestern der Lärm deutlich zurückgegangen. "Will man uns ein Lärmgutachten auf Basis der gestrigen und heutigen Messungen vorlegen?" Applaus erntete er für die Bemerkung, die Briten ließen das Fair Play vermissen, "auf das Ihre Nation so stolz ist" - denn in seiner schriftlichen Ankündigung des Probeschießens habe der Verbindungsoffizier die "tiefe Verbundenheit und Freundschaft zur Augustdorfer Bevölkerung" erwähnt, während der Lärm tatsächlich eine Provokation sei.

Die Briten hatten den teils lautstarken Vorwürfen wenig Entkräftendes entgegenzusetzen. "Wir haben den Protest gehört und erwarten einen Brief, auf den wir Stellung nehmen können", sagte Grant - was ihm Buh-Rufe einbrachte. Sein Hinweis, Colonel Munro verstehe kein Deutsch und müsse die auf Diktiergerät aufgenommene Ansprache erst übersetzt bekommen, wurde von den Demonstranten - darunter auch einige Schlänger - als Abwiegeln empfunden. Munro selbst räumte im Gespräch mit Freitag ein, er sei nicht darauf vorbereitet gewesen, vor Ort Informationen zu geben und fühle sich vorgeführt.

Ergebnisse der Messungen, die von der Wehrbereichsverwaltung 3 angestellt wurden, seien erst in einigen Wochen verfügbar, war am Rande der Veranstaltung zu erfahren.


detmold@lz-online.de

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