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Löhner Nachrichten / Neue Westfälische , 19.07.2004 :

"Darin steckt eine Menge Wutpotenzial" / Auch Löhner Sozialamt sieht Hartz IV mit Sorge

Löhne (juk). Polizeischutz wird das Löhner Sozialamt auch im nächsten Jahr nach Einführung der Hartz-IV-Reform nicht benötigen. Das hofft zumindest Peter Köhn, der stellvertretenden Leiter des Löhner Amtes. Die Befürchtungen unter anderem der Polizeigewerkschaft (wir berichteten gestern) "sind aber nicht aus der Luft gegriffen", so Köhns Einschätzung.

"Wir machen uns schon unsere Gedanken", sagte Köhn gestern dere NW. "Es geht um Leute, die bislang in geordneten finanziellen Verhältnissen leben und die dann auf Sozialhilfeniveau gedrückt werden", so Köhn. "Darin steckt eine Menge Aggressionspotenzial."

Doch nicht nur die Reaktion der Betroffenen, allein schon ihre Zahl bereitet den Mitarbeitern im Löhner Sozialamt Sorgen. Bislang erhalten in Löhne 660 Menschen Hilfe zum Lebensunterhalt. Mit Hartz IV werde sich diese Zahl der Sozialhilfeempfänger voraussichtlich verdreifachen, schätzt Köhn. Für die "Bearbeitung" all dieser Fälle ergibt sich rechnerisch ein Bedarf von 15 zusätzlichen Stellen.

Noch ist ungeklärt, wo die genau angesiedelt werden sollen. Vor allem sei auch unklar, wann und wie diese Stellen besetzt werden sollen, so Köhn. "Und es ist nicht abzusehen, wo dieses Personal überhaupt herkommen soll."

Bislang, so Köhn, sei das Löhner Sozialamt von Gewaltausbrüchen Betroffener, wie sie aus Großstädten berichtet werden, weitgehend verschont geblieben. "Dass da Mal ein Betroffener aus Wut eine Tastatur vom Schreibtisch fegt, ist allerdings durchaus schon vorgekommen," sagt der stellvertretende Amtsleiter.

Die Umsetzung dieses tiefgreifenden Verwaltungsumbaus innerhalb weniger Monate, die mache ihm "Angst und Sorge." "Und zwar völlig unabhängig davon, ob man die Sache an sich richtig oder falsch findet."


lok-red.loehne@neue-westfaelische.de

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