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Lippische Landes-Zeitung , 16.07.2004 :

Plätze im Abschiebe-Flieger blieben frei / Großes Polizeiaufgebot gestern bei Familie Apresjan - Haftbefehl für 19-Jährige

Bad Salzuflen-Ahmsen (Rei). Der Schmale Weg in Ahmsen gestern Morgen: Mehrere Polizeiwagen parken vor dem städtischen Übergangswohnheim, Beamte stehen etwa 30 Demonstranten gegenüber, im Haus reden Beamte Mitarbeiter des Ausländeramtes mit der Familie Apresjan. Das Ergebnis: Niemand der Familie wurde gestern abgeschoben. Im Abschiebe-Flieger, der gestern gen Armenien abhob, blieben fünf Plätze frei.

Erleichterung bei dem großen Freundeskreis der Familie: "Wir sind froh, wieder etwas Zeit gewonnen zu haben. Wir wollen jetzt versuchen, dass die Familie als Härtefall eingestuft und in Deutschland unbefristet geduldet wird", sagte Sprecher Steven Forsyth.

Warum die von langer Hand geplante Abschiebung erneut nicht vollzogen wurde, erklärte Wolfgang Herold vom Kreis Lippe in Vertretung des Ausländeramtsleiters der LZ: "Die Mutter der Familie befand sich gestern noch in der Nervenklinik. Damit konnten die beiden minderjährigen Kinder wie der Vater, der zudem gestern Morgen einen Schwächeanfall erlitt und ebenfalls ins Klinikum musste, nicht abgeschoben werden. Einzig und allein die 19-jährige Tochter hätte, da sie volljährig ist, allein abgeschoben werden können. Doch die war nicht da." Das Ausländeramt wird gegen die 19-jährige Meline jetzt einen Haftbefehl erlassen. Sollte sie festgenommen werden, würde sie einem Haftrichter vorgeführt. Dieser würde darüber entscheiden, ob sie in Abschiebehaft - in Ostwestfalen-Lippe in einem Gefängnis in Paderborn-Büren - kommt.

Zumindest für den Rest der Familie steht jetzt ein weiterer Abschiebetermin nicht unmittelbar bevor. "Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, wie sich der Gesundheitszustand der Eltern entwickelt. Danach geht es darum, wieder einen Flugtermin zu organisieren. Außerdem sind die Ersatzpässe für die Einreise nach Armenien nur befristet. Wahrscheinlich müsste das Amt diese neu beantragen", so Herold.

Erster Polizeihauptkommissar Wilfried Rawe lobte die Demonstranten und die "ruhige, sachliche Atmosphäre" am Schmalen Weg. Im Einsatz waren gestern Morgen Beamte aus Lemgo und Bad Salzuflen.

Nächster Termin für den Freundeskreis der Familie Apresjan ist am Samstag, 24. Juli, in Herford. Dort soll ab 12 Uhr eine weitere Demonstration zusammen mit der Initiative "Genug ist genug" stattfinden.


Salzuflen@lz-online.de

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