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Lippische Landes-Zeitung , 12.07.2004 :

Operation Familienfest / 25.000 Besucher beim Augustdorfer Soldatentag in der Rommel-Kaserne

Augustdorf (ThK). "Na", fragt die Mama, "war das cool?" Doch der blonde Dreikäsehoch nimmt den letzten Schritt vom britischen Panzer im Sprung und weiß anscheinend noch nicht so recht. Er bleibt nach dem "Probesitzen" die Antwort schuldig, greift stattdessen zur Hand der Mami und zieht sie weiter. Andere Kinder, auch die meisten Erwachsenen, fanden es dagegen ziemlich cool, was sie am Samstag beim "Augustdorfer Soldatentag" erlebten.

Rund 25.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, beim Tag der offenen Tür in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne, hinter die Kulissen der Bundeswehr zu blicken. Und die Panzerbrigade 21 ließ sich nur allzu gern in die Karten schauen. "Der Rückhalt in der Bevölkerung ist unheimlich wichtig für die Truppe", berichtet Kommandeur Oberst Manfred Hofmann, "die Pflege der Kontakte zur Öffentlichkeit ist uns eine Herzensangelegenheit".

"Heute sind alle Soldaten an Bord - die meisten mit ihren Familien", erzählt Presseoffizier Hauptmann Udo Hagedorn, "eine Urlaubssperre haben wir allerdings nicht verhängt." Hauptgefreiter Sebastian Verwiebe aus Lünen ist einer der Soldaten, der seine Verwandtschaft über das Kasernengelände führt. Mutter Bärbelist von den Militärfahrzeugen überrascht: "Donnerwetter - die sind ganz schön schnell, so beweglich sehen die gar nicht aus", sagt sie nach der dynamischen Waffenschau. Die entpuppte sich als einer der Zuschauermagneten: Dicht gedrängt säumten Tausende bei jeder der Vorführungen den Exerzierplatz, um die Kettenfahrzeuge im Einsatz zu erleben. Und wer schlau war, hatte sich vorher Ohrenstöpsel besorgt, denn der Lärm der Geschütze war markerschütternd.

Weit weniger Furcht einflößend, dafür aber professionell und präzise, präsentierten sich die musikalischen Darbietungen, etwa vom Heeresmusikkorps 21 Kassel oder einer britischen Militärkapelle, die in leuchtend-roten Uniformen über die Paradestraße marschierte.

Erbsensuppe, Waffenschau und Marschmusik

Dazu machten die Besucher reichlich Gebrauch vom Angebot, Handfeuerwaffen auszuprobieren, in Gefechtsstände zu klettern, am Lagerfeuer Stockbrot zu backen oder bei der eher durchwachsenen Wetterlage zu testen, ob ein Bundeswehrschlafsack vor Nässe schützt. Jede Menge Information - von der Wehrdienstberatung im 750 000 Euro teuren Info-Truck über die Präsentation der Militärgeschichtlichen Sammlung bis zu den Aufgaben des Verteidigungsbezirkskommandos (VBK) 35 und dem Familienbetreuungszentrum - und Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene rundeten den Tag ab. Verpflegungsstände an jeder Ecke, von der Pizzabude bis zum Biwakzelt mit der obligatorischen Erbsensuppe aus der Gulaschkanone stellten die Versorgung sicher.

Und die Soldaten, sie erklärten mit Engelsgeduld immer wieder aufs Neue Waffensysteme, Ausrüstung und Gerätschaften, nutzten aber auch die Gelegenheit, Kameraden und Freunde zu treffen. Denn der Augustdorfer Soldatentag, er war wie immer nicht nur eine hochoffizielle und generalstabsmäßig geplante Operation im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch ein bisschen wie ein riesengroßes Familienfest.

Zwischenruf / Spielzeug?

Von Thomas Krüger

Kinder an Geschützen, auf Panzern, Jugendliche mit einer Panzerfaust in der Hand - diese Bilder kennen wir aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt. Doch solche Szenen waren vielfach auch beim Soldatentag in Augustdorf zu beobachten.

Und dabei bleibt bei mir trotz der friedlichen Grundstimmung dieser Veranstaltung ein merkwürdiges Gefühl zurück. Aber bestimmt mache ich mir umsonst Gedanken - sicher waren sich alle Eltern an diesem Tag ihrer Verantwortung bewusst und haben ihren Sprösslingen genau erklärt, womit sie dort "gespielt" haben.


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