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Mindener Tageblatt , 09.07.2004 :

Ein Leopard als Schampus-Kellner / Pünktlich zum Freischießen: Bundeswehr-Ausstellung "Unser Heer'' eröffnet

Von Stefan Lyrath

Minden (Ly). Langsam setzt sich der riesige Kampfpanzer in Bewegung, fährt einmal quer über Kanzlers Weide und nimmt Kurs auf eine Gruppe Menschen. Kurz davor kommt das Ungetüm zum Stehen, sein Kanonenrohr auf die Leute gerichtet. Na denn Prost!

Was für ein Service: Am Rohrende des Leopard II A5 ist eine Plattform befestigt, und darauf steht ein Satz gefüllter Schampus-Gläser, bestimmt für die Ehrengäste der Ausstellung ,"Unser Heer'', die gestern auf Kanzlers Weide eröffnet wurde.

Station in Minden macht die größte mobile Bundeswehr-Schau, die jährlich eine viertel Million Besucher verzeichnet, bis zum kommenden Montag, 12. Juli.

Okay, die Sache mit dem "Leo'' war eine Show-Einlage. Ansonsten aber liefert "Unser Heer'' grundsätzlich "keine gestellten Bilder'', wie der in Köln stationierte Ausstellungsleiter, Oberstleutnant Kai Kutzinski, gestern Nachmittag während der offiziellen Eröffnung betonte: ,"Wir sind keine Show-Truppe und kokettieren nicht mit Kriegsspielzeug. Der Verantwortung für unsere Waffen sind wir uns stets bewusst.''

Auch darüber sucht die Truppe das Gespräch mit dem Bürger. Vereinzelt, so Kutzinski, gebe es nämlich Vorbehalte, "aber der kritische Dialog mit Andersdenkenden ist uns wichtig''.

Brigadegeneral Klemens-Karl Drescher, der die Schau eröffnete, hört zum Beispiel immer wieder diesen Satz: "Wo keine Bedrohung ist, braucht man auch keine Soldaten.'' Drescher antwortet dann mit einer Gegenfrage: "Braucht man auch keine Feuerwehr, weil es seit Wochen nicht gebrannt hat?''

Die Bundeswehr, so der General der Nachschubtruppe, diene der Sicherheitsvorsorge. Zurzeit gehe es vor allem um die Umstrukturierung zur "Armee im Einsatz'', zunehmend im Ausland.

Jungen Menschen, die ohne Job dastehen, geht es in erster Linie um ihr persönliches Weiterkommen. Da kann die Truppe kann eine echte Alternative sein. "Die Bundeswehr bietet jungen Männern und Frauen eine Erfolg versprechende Zukunft'', erklärte Drescher.

Daher wird das Thema "Einblicke in den Bund als Arbeitgeber'' bei der Schau groß geschrieben. Ein weiterer Schwerpunkt: "Bürgern Verständnis für Sicherheitspolitik nahe bringen'', so der General. Alles in allem verspricht Drescher "Bundeswehr live''.

Und Bürgermeister Reinhard Korte verspricht, dass alle beteiligten Soldaten ihren Mindener Aufenthalt in bester Erinnerung behalten werden. Allein schon, weil gleichzeitig Freischießen gefeiert wird. Viele Besucher würden auch "Unser Heer'' sehen wollen.

"Das Freischießen erinnert an die Wehrpflicht der Mindener Bürger'', erklärte Korte den Gästen in seinem Grußwort und ging kurz auf die mehr als 1200-jährige Historie der Stadt ein, die "untrennbar mit dem Militär verbunden'' sei.

1634 kamen die Schweden und danach für mehr als zwei Jahrhunderte die Truppen des Großen Kurfürsten aus Brandenburg-Preußen, bevor Minden 1959 wieder Garnisonsstadt wurde. Der Standort Minden, freute sich Korte, sei nicht nur gesichert, sondern aufgewertet worden, seitdem die bundesweit einzige Pionierbrigade 100 hier ansässig sei.

Diese "enge Verbindung zwischen Militär und Bürgerschaft'' spüren offenbar auch Kinder. Allein 600 Schüler haben sich Korte zufolge für einen Besuch der Ausstellung angemeldet.

Die Schau, die in 44 Jahren durch 389 Städte getourt ist, kann täglich besucht werden. Öffnungszeiten: Heute, Freitag, von 9 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 19 Uhr, Montag von 9 bis 12 Uhr.


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