www.hiergeblieben.de

Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische , 30.01.2007 :

Warnung vor dem Vergessen / Schüler halten Erinnerung an Beverunger Opfer des Nationalsozialismus wach

Von Sabine Künzel

Beverungen. Die Gestaltung der Feier zum Gedenken der Befreiung der letzten Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, die sich zum 62. Mal jährte, hatte im Beverungen erneut die Schülervertretung der Realschule übernommen. Seit sechs Jahren organisieren die in jedem Jahr wechselnden Schülerinnen und Schüler am 27. Januar einen Schweigemarsch von der Meyerfeldstraße bis zum Gedenkstein vor der ehemaligen Synagoge, um der Beverunger Juden zu gedenken, die durch den Naziterror verschleppt und umgebracht wurden.

Durch jährliche Wiederholung müssen sich immer wieder neue Schülerinnen und Schüler mit dem "Dritten Reich" intensiv auseinandersetzen. So dient die Veranstaltung auch der Warnung vor dem Vergessen und der Sensibilisierung der Jugendlichen für das Thema. Auch in der Schule wird über die NS-Zeit im Unterricht gesprochen. "Wir lesen Texte, sehen Bilder aus der Zeit des Dritten Reiches und erfahren etwas über Theorien und Strukturen des nationalsozialistischen Systems", erklärte der stellvertretende Schülersprecher Jonas Robrecht. Bestandteil dieser Unterrichtseinheit ist in jedem Jahr auch eine dreitägige Fahrt der 10. Klassen nach Buchenwald.

Den Schülern ist es ein Anliegen, "die Geschichte der Beverunger Opfer des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen". Sie wollten aber auch darauf hinweisen, dass faschistisches Gedankengut auch noch heute in den Köpfen der Menschen existiert und immer wieder zum Vorschein kommt "und dass auch heute Menschen unter den Ausschreitungen rechter Gruppierungen zu leiden haben".

Aus diesem Grund führten einige Schüler ein Rollenspiel auf, das einem Vorfall in Sachsen-Anhalt nachempfunden war, bei dem einem 16-Jährigen ein Zettel mit Diffamierungen um den Hals gehängt wurde, die man sonst nur aus dem Geschichtsunterricht kennt.

Geschichtslehrerin Claudia Güthoff gab den Anwesenden für den Schweigemarsch noch einige Gedanken auf den Weg: "Wie konnte es dazu kommen? Warum hat man nichts gegen die unheilvollen Entwicklungen unternommen? Wären solche Entwicklungen auch heute vorstellbar? Was können wir heute dagegen tun? Wann und wie müssen wir eingreifen?" Für diese Fragen suchen auch die Schülerinnen und Schüler nach Antwort. Am Ende des Marsches wurden Kerzen vor dem Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge an der Langen Straße abgestellt.

Bildunterschrift: Sensibilisieren: Der stellvertretende Schülersprecher Jonas Robrecht erinnerte daran, dass es in Beverungen eine jüdische Gemeinde gab, die durch den Naziterror ausgelöscht wurde.

Bildunterschrift: Ein Zeichen der Trauer: Zahlreiche Kerzen erhellen den Gedenkstein vor der ehemaligen Synagoge in der Beverunger Langen Straße.


lok-red.hoexter@neue-westfaelische.de

zurück