www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 27.04.2001 :

Grüne stärken Kulturinitiative den Rücken / Scharfe Kritik an CDU-Antrag zu "alter Pauline", aber auch an "gewissen Rechtsorganen"

Detmold (da). Die Fraktion der Grünen im Stadtrat hat sich von der polizeilichen Durchsuchung im "Autonomen Kultur- und Kommunikationszentrum alte Pauline" am 6. April distanziert. Gleichzeitig übte ihr Ratsmitglied Wulf-Dieter Hermann scharfe Kritik an der CDU-Fraktion, die in einer Presseerklärung eine Überprüfung der Förderpraxis dieser Einrichtung durch die Stadt gefordert hatte.

Herrmann sprach im Zusammenhang mit der erfolgten Beschlagnahme von Computern, Datenträgern und Flugblättern in der "alten Pauline" von einer "politischen Aktion". Wörtlich weiter: "Man wird das Gefühl nicht los, dass es eine Solidarisierung zwischen Herrn Titho und gewissen Rechtsorganen gibt." Staatsanwaltschaft und Polizei waren bekanntlich auf Grund einer Strafanzeige tätig geworden, die der in Horn lebende Karl Friedrich Titho bereits im August wegen Beleidigung und übler Nachrede gestellt hatte. Der ehemalige SS-Offizier war im Zweiten Weltkrieg Kommandant des Polizeidurchgangslagers Fossoli in Italien, von dem aus Juden in Vernichtungslager deportiert und in dem 67 Gefangene als Reaktion auf einen Partisanenanschlag erschossen worden waren (die LZ berichtete ausführlich).

Dass die die "Kulturinitiative Detmold" als Trägerin der "alten Pauline" nicht zur Klientel der CDU gehöre – im Übrigen auch nicht zu der der Grünen -, rechtfertige nicht diesen "verbalen Anschlag" der Union, fuhr Hermann gestern vor dem Rat fort. Für diese Einrichtung gebe es in Detmold keine Alternative, und im Übrigen seien dort auch keine Kriminellen am Werk. Eine "provozierende Art zu denken" reiche nicht aus, die dort verkehrenden Menschen vor die Tür zu setzen. Den von der CDU angestellten Vergleich mit der Förderung anderer Kulturvereine mochte der Grüne nicht gelten lassen. Wenn man schon vergleiche, dann bitte mit Landestheater oder Museen, sagte er.

CDU-Fraktionschef Jürgen von Olberg verteidigte ausdrücklich das Begehren seiner Partei. Es sei das gute Recht der CDU, angesichts des äußeren Erscheinungsbildes des Hauses mit seinen verzimmerten Fenstern, roten Fahnen, Lenin-Bildnissen und linksextremistischen Parolen die Förderung mit immerhin rund 25.000 Mark im Jahr zu hinterfragen.

Dies soll nun in dem zuständigen Ausschuss geschehen, sobald der entsprechende CDU-Antrag bei der Stadt eingetroffen ist.


Detmold@lz-online.de

zurück