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Lippe aktuell , 14.05.2003 :

Silixer Bürger kämpfen für eine Familie / Familie Bozkurt soll bleiben

Extertal-Silixen. (tak) Die Silixer Bürger sind aufgebracht. Eine kurdische Familie, die vorbildhaft in ihrer Mitte lebt, soll abgeschoben werden. Ein menschliches Schicksal, das die Silixer nun zum Handeln aufforderte. Um sich der Abschiebung zu entziehen, tauchte die Familie an ihrem Abreisetag unter. Der 38-jährige Giyasettin Bozkurt lebt zusammen mit seiner Frau Hidayet Cicek (29) und seinen drei Kindern Zozan (8 Jahre), Umut (6 Jahre) und Assat (2 Jahre) seit 1998 in Silixen an der Heidelbecker Straße. Eine Familie, wie jede andere auch. Der Älteste besucht die Grundschule in Silixen. Umut besucht regelmäßig den evangelischen Kindergarten. "Die Familie Bozkurt bestreit ihren Lebensunterhalt aus eigenen finanziellen Mitteln", so eine Nachbarin aus der Dorfgemeinschaft, die sich intensiv für die Belange der Familie einsetzt. Giyasettin Bozkurt arbeitet bei der Firma Kuhfuß in Extertal, seine Frau ist stundenweise im Lebensmittelmarkt in Silixen beschäftigt. Die Kinder haben mittlerweile einen Freundeskreis aufgebaut.

Laut Beschluss des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl), muss die Kreisausländerbehörde in Detmold handeln und die Familie soll nun in ihre Heimat ausgewiesen werden. Franz Kemper vom Ausländeramt bezog Stellung zu dem Fall Bozkurt, der mittlerweile zu einem Aktenberg herangewachsen ist. "Die Gesetzeslage ist eindeutig", so Kemper. "Familie Bozkurt muss in ihr Heimatland zurück." "Ich bin an die Entscheidungen des Bundesamtes gebunden", so Kemper. "Wenn ich Familie Bozkurt nicht abschiebe, dann handele ich gesetzeswidrig", beschreibt Kemper seine Aufgabe als Amtsmann, deren Pflichterfüllung er sich fügen muss.

Rein menschlich bewundert er das Engagement der Silixer. Fakt ist, dass Giyasettin Bozkurt bereits 1987 den ersten Asylantrag in Hamburg stellte. Dieser wurde im April 1988 abgelehnt und im Dezember 1988 bestandskräftig. Nach einem Aufenthalt in den Niederlanden und in der Türkei, tauchte der Kurde Bozkurt in Neustadt wiederholt auf und versuchte dort sein Glück in Sachen Asylantrag. Auch der zweite Versuch wurde abgelehnt, weil laut dem BAFl mit Hauptsitz in Nürnberg, keine politische Verfolgung für Giyasettin Bozkurt vorliegt. Eine weitere Anlaufstelle der Familie war Detmold bis sie 1998 nach Silixen zogen. Weitere Versuche, die Familie des Landes zu verweisen, konnten aufgrund fehlender Pässe oder gesundheitlicher Anliegen nicht durchgeführt werden.

Da es mittlerweile möglich ist, auch nur ein Elternteil mit Kindern abzuschieben, soll Giyasettin Bozkurt das Land mit seinen Kindern verlassen. Für ihn gilt ein Passersatzdokument, das aber nur vier Wochen Gültigkeit besitzt. Ehefrau Hidayet Cicek kann noch nicht mitreisen, weil ihr der Passersatz noch nicht ausgestellt werden kann, da noch wichtige Papiere fehlen. "Das Schicksal dieser Familie tut mir im hohen Maße leid", bedauert Bürgermeister Hans Hoppenberg das Geschehen. "Die Familie hat sich rege am Dorfleben beteiligt und sich vorbildhaft integriert." "Ich frage mich, warum eine Familie soviel Unannehmlichkeiten auf sich nimmt, um nicht in ihr Heimatland zurückkehren zu müssen", fragt sich eine Nachbarin, die das Hoffen und Bangen der Familie hautnah miterlebte.


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