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Die Glocke , 27.04.2004 :

"Tante Treschen" / Gedenktafel erinnert an eine mutige Frau

Von Detlef P. Jotzeit

Ahlen (gl). Sie war selbstlos und hat uneigennützig geholfen. Sie war tapfer und stand zur Freundschaft mit jüdischen Mitbürgern, als dies von den Nazis unter Strafe gestellt war. Die Rede ist von der Ahlenerin Therese Münsterteicher, die im Volksmund liebevoll "Tante Treschen" genannt wurde.

Ihr Engagement und Wirken für die neunköpfige Familie Moszkowicz hat laut Bürgermeister Benedikt Ruhmöller eine "Vorbild"-Funktion, die es zur Orientierung für die Zukunft in Erinnerung zu halten gilt. Einen wesentlichen Beitrag dazu hat bereits die Ahlener Schriftstellerin Hildegard Offele-Aden mit ihrem Buch über die mutige Frau geleistet. Darüber hinaus hat die Stadt Ahlen nach Ablauf der Ruhezeit auf eine Einebnung des Grabes verzichtet und per Vertrag den Erhalt garantiert -"solange das Grab weiter gepflegt wird". Zusätzlich wurde gestern Mittag im Rahmen einer kleinen Feierstunde ein Stein mit bronzener Gedenktafel auf dem Grab von Therese Münsterteicher ( 1967) auf dem Südfriedhof eingeweiht. Konkreter Hintergrund: Bislang stand dort nur ein Stein mit der Aufschrift "Eheleute Johann Münsterteicher" - so wie es früher halt üblich war.



Anmerkung von www.hiergeblieben.de:

Therese Münsterteicher wurde kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges in die Industriestadt Ahlen verschlagen. Dort lernte sie bei ihrer Arbeit am Packtisch einer großen Emaillierfabrik die junge Jüdin Rosa Moszkowicz kennen. Sie stand in den Jahren der NS-Herrschaft ihrer jüdischen Freundin Rosa und deren Familie zur Seite. Sie unterstützte sie, wo sie nur konnte, moralisch und ganz praktisch, half ihnen mit Zuspruch, Kleidung und Lebensmitteln. Es gelang nur einem Familienmitglied, Imo Moszkowicz, die Schreckensjahre zu überleben. Er sagte später über seine "Tante Threschen", wie sie gemeinhin genannt wurde: "Diese große stattliche Frau war der personifizierte Widerstand gegen die Nazis. Für die Gerechten dieser Welt werden in Israel, in der Allee der Gerechten, Bäume gepflanzt; Tante Threschen verdient einen ganzen Wald."


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