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Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische , 06.10.2003 :

Humanität statt Bürokratie

Knapp 200 Demonstranten forderten Bleiberecht für Ömer und Ali Demir

Kreis Herford (rab). "Stoppt die Abschiebung von Ömer und Ali Demir". So lautete die Forderung der Demonstranten, die am Samstag durch Herford zogen. Anlass war die versuchte Abschiebung des 43-jährigen Ömer Demir und seines Sohnes Ali (16) am 25. September, der sich die beiden bis dahin in Löhne lebenden Kurden durch Untertauchen entzogen hatten.

In ihrer Rede fasste die "Junge Linke Herford", die zu den Gruppen des zur Demonstration aufrufenden "Bündnis gegen Abschiebung" gehört, die Geschichte der Demirs zusammen. 1995 floh der Kurde und Sozialist Ömer Demir nach mehrjährigem Gefängnisaufenthalt und Folter nach Deutschland. Asylanträge wurden abgelehnt. Er wurde jedoch auf Grund seines Gesundheitszustandes geduldet. 1996 folgten seine Söhne Mehmet und Ali. Mit Erreichen der Volljährigkeit sollte Mehmet im letzten Jahr abgeschoben werden, doch öffentlicher Druck erreichte eine Duldung bis zum Schulabschluss. Ein von der Ausländerbehörde eingesetzter türkischer Arzt erklärte Ömer Demir für ausreisefähig. Die Ausländerbehörde ordnete die Abschiebung an, noch bevor der Einspruch des Anwaltes entschieden war. Dieser bezweifelt die Objektivität des Arztes, der - so die JL - für tendenziöse Gutachten gegen türkische Kurden bekannt sei.

Peter Voss, Löhner Pfarrer im Ruhestand, kritisierte die deutsche Ausländerpolitik. Derzeit warteten 150.000 Menschen auf ihre Abschiebung, zunehmend in sogenannten Ausreisezentren, wo sie zu Menschen ohne Rechtsstatus würden. "Die Politik hat die Ausländerbehörden zu Abschiebehörden gemacht", sagte Voss.

"Dieser Protest soll unüberhörbar sein bis in die Ausländerbehörde der Stadt, bis zum Verantwortlichen in Düsseldorf", erklärte Mehmet Demir in seiner kurzen Rede. "Demokratie leben heißt Gesetze auf ihren humanen Zweck hinterfragen", fuhr der 20-Jährige fort.

Mit Unterschriftensammlungen und Aktionen hofft das Bündnis, der Humanität zu ihrem Recht verhelfen zu können.


lok-red.herford@neue-westfaelische.de

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