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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 12.08.2004 :

Neonazi bezog Prügel im "Postmeister" / Freispruch für 43-jährigen Tatverdächtigen

Bielefeld (joh). Zu einer heftigen Schlägerei kam es am 1. Juli 2002 kurz nach Mitternacht zuerst in, dann vor der inzwischen geschlossenen Gaststätte "Postmeister" am Kesselbrink, damals das Stammlokal der rechtsradikalen Szene. Die meisten Prügel musste dabei der bekannte Neonazi Bernd Stehmann (38) einstecken. Die gestrige Hauptverhandlung gegen einen der mutmaßlichen Täter endete mit Freispruch für den Angeklagten.

Warum es in jener Nacht an der Theke des Lokals zur Auseinandersetzung zwischen Stehmann und dem 26-jährigen Vitali S. kam, ließ sich später nicht mehr klären. Stehmann behauptete, S. habe ihm völlig grundlos einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. S. gab an, sein Kontrahent habe ihm ein Bein gestellt als er an ihm vorbeigegangen sei.

Die Schlägerei begann im Lokal und verlagerte sich ins Freie. Auf beiden Seiten beteiligten sich weitere Personen. Stehmann erlitt unter anderem eine Kopfplatzwunde, Blutergüsse und einen Bruch des rechten Beins knapp oberhalb des Fußgelenks. Er war drei Monate krank geschrieben.

Zuerst wurde Vitali S. im vergangenen Jahr rechtskräftig zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe wegen Körperverletzung verurteilt. Ein weiterer Tatverdächtiger, der 42-jährige Frank S., wurde am 7. März 2003 vom Amtsgericht freigesprochen.

Auf gemeinschaftliche Körperverletzung lautete auch der Vorwurf gegen den 43-jährigen Klaus R., der gestern vor dem Einzelrichter stand. Der Angeklagte machte von seinem Schweigerecht Gebrauch, so dass acht Zeugen vernommen werden mussten. Stehmann und zwei seiner Gefolgsleute konnten sich nicht an R. erinnern. Einer von ihnen, der 30-jährige Dirk S., machte aus seiner Gesinnung kein Hehl: Auf seinem T-Shirt prangten in großen Lettern die Worte "Blood and Soil" ("Blut und Boden").

Auch die Aussagen der übrigen Zeugen – sofern sie nicht von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machten – ergaben nichts Belastendes für Klaus R.. Am Ende beantragten Oberamtsanwalt Rüdiger Meier und Verteidiger Ulrich Kraft übereinstimmend Freispruch, den der Amtsrichter sofort verkündete.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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