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Lippische Landes-Zeitung , 14.08.2004 :

Auf der Protestwelle in den Rat / PDS tritt mit Parteilosem an der Spitze an

Bad Salzuflen (Rei). Sie wollen den "Klinik-Killern" einen Denkzettel verpassen. Markige Worte wählen die beiden Männer, die die Reserveliste der PDS für den Kommunalwahlkampf in Bad Salzuflen anführen: Friedrich-Wilhelm Biermann, ein parteiloser Bürgerrechtler, und Harald Nickel, PDS-Mitglied seit vier Jahren.

"Uns geht es darum, den Wählern eine Alternative zu den etablierten Parteien anzubieten, und zwar eine linke Alternative", sagt Nickel und blickt entschlossen. Das mit dem Angebot hat gerade so geklappt: Lange sah es nicht so aus, als ob die PDS genügend Kandidaten (24, für jeden Wahlbezirk einen) und Unterschriften für den Sprung auf die Salzufler Stimmzettel am 26. September sammeln sollte, doch dann kam die Krankenhaus-Schließung. Nickel, studierter Gesellschaftswissenschaftler und Holzbildhauer: "Ich habe mich sehr in der Initiative ,Rettet unser Krankenhaus' engagiert, und so habe ich auch Herrn Biermann kennen gelernt." Der "Herr Biermann" ist derjenige, ohne den es die Initiative - oder zumindest in der Form - nicht gegeben hätte. Er strengte seinerzeit das Bürgerbegehren und das Sammeln der über 15 000 Unterschriften an. Und fühlte sich zuletzt von der Wähler-Gemeinschaft "wir für uns" (wfu), die ebenfalls das Klinik-Thema beackert, "schwer gemobbt". Biermann: "Nicht von der Vorsitzenden, der Frau Perunovic, die ist in Ordnung. Aber von anderen Kräften ... " Nun denn, jetzt tritt der gebürtige Salzufler, der seinen ersten Wohnsitz frisch wieder von München in seine alte Heimat verlegt hat, auf dem PDS-Ticket an: "Wir sind in den wichtigsten kommunalen Fragen einer Meinung: Wir wollen mehr Direktdemokratie, wir sind gegen Privatisierungen - zum Beispiel der Stadtwerke - und gegen weiteren Sozialabbau, der sich hier beispielsweise in der Klinikschließung zeigt. Was besonders unsere älteren Mitbürger hart trifft", sagt Biermann. Der Kaufmann und Bürgerrechtler ("Ich habe in München viel außerparlamentarisch gearbeitet - beispielsweise gegen dubiose Leasing-Geschäfte mit städtischem Vermögen") spricht aus eigener Erfahrung: Er pflegt seine kranke Mutter und ist jetzt auf das Klinikum in Herford angewiesen.

Auf die Wahlchancen angesprochen, sagt Nickel "vier Prozent plus x". "Die Zustimmung uns gegenüber wächst. Vor allem, wenn die Leute merken, dass wir hier eine neue, kommunal agierende Partei sind, die aber auch rein gar nichts mit der SED der DDR zu tun hat."

Beide freuen sich jedenfalls auf das neue Stadtparlament, für das - wie berichtet - sieben Parteien und Wähler-Gemeinschaften antreten. "Der neue Rat wird sehr interessant - und bunt. Der Filz wird aufgelockert", meint Nickel.

14./15.08.2004
salzuflen@lz-online.de

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