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Lippische Landes-Zeitung , 27.10.1984 :

Bundesverteidigungsminister Wörner bestätigte auf Daweke-Anfrage: Sowjet-Streitkräfte üben seit längerer Zeit offen den Angriff auf Detmold

Bundesverteidigungsminister Wörner bestätigte auf Daweke-Anfrage: Sowjet-Streitkräfte üben seit längerer Zeit offen den Angriff auf Detmold

Detmold. Auf empörte Anfragen des lippischen Bundestagsabgeordneten Klaus Daweke (CDU) hat der Bundesminister der Verteidigung, Manfred Wörner, jetzt bestätigt, dass sowjetische Streitkräfte seit langem in ihren Manövern Angriffe auch auf Detmold und den Kreis Lippe planen und üben. Bei den Manöver-Aktivitäten vor einigen Wochen ist neben anderen Ortsnamen - im Klartext und buchstabiert - in den simulierten Kampfhandlungen auch der Name Detmold gefallen. Tonbänder, die das Bundesministerium der Verteidigung von dem Funksprechverkehr sowjetischer Einheiten vorgeführt hat, beweisen dieses schon seit längerem als beobachtete Praxis.

Klaus Daweke, MdB, zeigte sich darüber sehr verwundert, dass die Vertreter der lippischen Friedensbewegung bisher nicht auf diese Meldungen reagiert haben und versuchen, das Thema "totzuschweigen". Bisher waren Befürchtungen, dass Einheiten des Warschauer Paktes Angriffe gegen den Kreis Lippe richten würden, von den Friedensinitiativen als Panikmache zurückgewiesen worden. Durch die Übungspläne, die dem Bundesverteidigungsministerium jetzt vorliegen, sind solche Befürchtungen mehr als bestätigt worden. Die Pläne gehen von Angriffen tief in das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland hinein aus.

So wurde nach Mitteilung von Klaus Daweke am 21. September dieses Jahres beispielsweise geübt, den Abschnitt Hannover / Seesen zu besetzen und im Bereich südlich von Hannover - Hildesheim / Peine die Einsatzräume für den Angriff zu beziehen. Andere operative Angriffsziele, wie sie in den Übungen der Sowjetarmee und ihrer Verbündeten vorkommen, sind Städte wie Detmold, Gießen, Bebra.

Ähnliche Übungen, die etwa das Gebiet der DDR mit einbeziehen, gibt es weder bei der Bundeswehr noch in irgendeiner anderen NATO-Armee. Alle "Manöverlagen" des Westens beginnen mit einem Angriff der Gegenseite und finden ihr Ende, wenn der Angreifer bis zum Ausgangspunkt zurückgedrängt ist. In der östlichen Strategie ist jedoch vorgesehen, den Kampf sofort auf das Gebiet der Nato-Staaten zu tragen. In diesem Zusammenhang spielt Lippe nach den Erkenntnissen des Bundesministeriums der Verteidigung eine große Rolle.

Bundesverteidigungsminister Wörner nannte es gegenüber MdB Klaus Daweke schon "sehr unverfroren", dass über Ziele simulierter Angriffe im Osten seit langem so offen gesprochen werde.

Nach Meinung von Klaus Daweke wird es immer paradoxer, wenn Vertreter der Friedensbewegung dem Westen mit seiner Strategie der Abschreckung die Vorbereitung zum Angriffskrieg vorwerfen, während der Osten diesen Angriffskrieg bis ins letzte Detail in seinen Übungen offen probt.


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