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Bielefelder Tageblatt / Neue Westfälische , 01.04.1993 :

Aufnahme von Asylbewerbern ab 1. April in der Richmondkaserne / Die ZAB wird pünktlich fertig

Bielefeld (Kle). Pünktlich zum 1. April, wenn die Änderung des Asylverfahrensgesetzes in Kraft tritt, wird die neue "Zentrale Ausländerbehörde" (ZAB) in der ehemaligen Richmondkaserne ihren Betrieb aufnehmen können. Davon geht Rolf Gieselmann, Leiter des Amtes für Bürgerberatung und Chef des städtischen Teils der ZAB, fest aus.

Noch geben sich allerdings die Handwerker die Klinke in die Hand. Parallel dazu werden Büromöbel geliefert und Datenverarbeitungsgeräte angeschlossen. Die Umrüstung passierte unter großem Zeitdruck, denn die Stadt hat die Schlüssel für den riesigen Gebäudekomplex Am Stadtholz, in dem auch eine Zweigstelle des Bundesamtes für Flüchtlinge residieren wird, erst in der zweiten Januarhälfte erhalten.

Nach Auskunft von Gieselmann ist die Bielefelder ZAB ab Donnerstag zuständig für alle neu eingereisten Flüchtlinge, die im Regierungsbezirk Detmold landen. Es ist sicher, dass sich diese Umorganisation und die neue Adresse schnell weltweit herumsprechen werden.

Bei der Ausgestaltung der ZAB in der Richmondkaserne haben die Bielefelder Verantwortlichen von den Erfahrungen ihrer Kollegen in Düsseldorf, Münster und Köln profitiert, wo schon ZAB laufen. So wurde zum Beispiel eine seperate Wartezone für Mütter mit Kindern geschaffen. Einen Spielplatz im Freien gibt es allerdings nicht. Der sei andernorts nicht angenommen worden.

Leben werden die Flüchtlinge während der Aufnahmetage im ehemaligen Hotel Grosch in Brackwede sowie in einem Gebäude an der Kreuzstraße, für das laut Gieselmann bis zuletzt ein Wohlfahrtsverband als Träger gesucht wurde. Nachdem sich dieser Plan aber zerschlagen habe, laufe alles auf eine private Trägerschaft hinaus - wie bisher schon bei Grosch. Eins ist sicher: "Die Stadt wird das Haus nicht übernehmen."

Die Mitarbeiter für die ZAB sind schon weitgehend engagiert worden. Es sei, so betonte Gieselmann, bei ihrer Auswahl insbesondere auf Sprachkenntnisse geachtet worden, obwohl die Kommunikationsbedürfnisse mit den Flüchtlingen während der schlichten Registrierung durch die Ausländerbehörde nicht groß seien. Trotzdem seien neben Englisch, Französisch und Spanisch auch Türkisch, Kurdisch, Serbokroatisch und Russisch vertreten.

Mit Frühstück und einem warmen Abendessen sollen die Asylbewerber in ihren Unterkünften versorgt werden. Für eine Mittagsmahlzeit, bestehend aus Brötchen und Getränken, wird in der ZAB gesorgt. Den Transport übernehmen ZAB-eigene Pendelfahrzeuge.

Aufnahmeverfahren und Anhörung sollen binnen weniger Tage abgeschlossen werden. Dann müssen die Flüchtlinge Bielefeld verlassen. Sie werden umverteilt auf Sammelunterkünfte in Minden, Lübbecke und Detmold, später auch noch in Rödinghausen und Lemgo.

Allerdings nur solange, bis die nordrhein-westfälische Aufnahmequote von 22,4 Prozent aller Asylbewerber erreicht ist. Die Vernetzung per Computer auf Landes- und Bundesebene mache es möglich, selbst von Bielefeld aus den Überblick zu behalten, erklärte Gieselmann. Sobald das Soll erreicht sei, werde festgestellt, wo noch anderweitig Platz vorhanden sei.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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