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Lippische Landes-Zeitung , 17.11.2004 :

Leben im Bombenkrieg / Schüler am Lüttfeld-Berufskolleg befragen Zeitzeugen

Lemgo. Geschichte unmittelbar: Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe am Lüttfeld-Berufskolleg erkunden die Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieges nicht nur in Büchern, sondern im Gespräch mit Menschen, die von eigenen Erlebnissen aus dieser Zeit berichten können.

Vor einigen Wochen startete der Geschichtskurs unter der Leitung von Dr. Herbert Jochmann einen Zeitungsaufruf in der LZ und fragte, wer die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges miterlebt hat und über persönliche Erfahrungen sprechen kann, zum Beispiel in den Luftschutzräumen, in den Bunkern oder als Luftschutzhelfer. Paul-D. Kurzawski vom Kolleg: "Die Reaktion auf diesen Aufruf übertraf alle Erwartungen. Mehr als 30 Zeitzeugen haben sich gemeldet."

Einen Nachmittag lang standen zwölf Zeitzeugen den Schülerinnen und Schülern in Einzelgesprächen Rede und Antwort. Nur wenige stammen gebürtig aus Ostwestfalen-Lippe, die meisten waren den alliierten Bombardements an anderen Orten, zum Beispiel in Berlin, Dresden, Düsseldorf oder Hamburg ausgesetzt. Erstaunlich offen sprachen die Zeitzeugen über ihr damaliges Leben im Bombenkrieg, über persönliche Ängste, über die grausamen Zwänge, die das Leben in der Diktatur des Nationalsozialismus mit sich brachte, und über das Glück, den Krieg überlebt zu haben.

Kurzawski: "Eine Zeitzeugin beispielsweise zeigte ein kleines Buch, in dem sie akribisch alle Bombenangriffe festgehalten hat, denen sie ausgesetzt war. Andere etwa sind in einem Zeitzeugenforum aktiv, das eine eigene Internetseite führt. Manche haben sogar ihre Autobiographie verfasst und darin der Kriegszeit große Kapitel gewidmet." Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu, waren berührt, fragten nach, hielten Informationen schriftlich fest oder zeichneten die Gespräche auf. So entstand für sie ein differenziertes Bild vom Leben im Bombenkrieg. Zeitzeugen, die nicht zu einem Gespräch an die Schule kommen konnten, wurden gebeten, ihre Erfahrungen und Erlebnisse schriftlich festzuhalten. Mit ihren Untersuchungsergebnissen wollen die Schülerinnen und Schüler an einem Wettbewerb teilnehmen, der von der Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin veranstaltet wird. Die Recherche soll zudem im Februar nächsten Jahres in einer Schulausstellung dokumentiert werden.


lemgo@lz-online.de

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