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Lippische Landes-Zeitung , 05.02.1997 :

Filmveranstaltung zur Situation in Bosnien erlangt durch politische Entscheidungen besondere Aktualität: Erste Bürgerkriegsflüchtlinge müssen ausreisen

Detmold. Politische Entscheidungen verleihen dem Film- und Diskussionsabend über Bosnien, den das Bildungswerk Lippe gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Detmold und dem Internationalen Beratungszentrum am kommenden Donnerstag veranstaltet, besondere Aktualität: Auch in Lippe haben die ersten alleinstehenden Bürgerkriegsflüchtlinge inzwischen ihre Ausreiseaufforderungen erhalten.

Diese Personen sollen das Lipperland bis spätestens zum 31. März verlassen. Einige Flüchtlinge haben sich darum an das Internationale Beratungszentrum mit der Bitte um Unterstützung gewandt. Die Situation dieser Menschen ist eines der Themen des Abends. An Hand verschiedener dokumentarischer Filmberichte sollen außerdem die Zustände in dem vom Bürgerkrieg geprägten Land dargestellt werden.

Aus diesen Schilderungen sollen die Probleme deutlich werden, die die meisten Flüchtlinge an einer Rückkehr in ihr Heimatland hindern: Eine ungefährdete Rückkehr ist nur in Gebiete möglich, die von ethnischen Mehrheiten bewohnt wird. Viele Menschen können daher nicht in die Gebiete zurückgehen, in denen sie einmal zuhause waren.

Bei einer Abschiebung in einen anderen Landesteil, in dem sie dann zur Mehrheitsbevölkerung gehören würden, sei die Gefährdung zwar nicht mehr so groß, die Sicherheit des Existenzminimums sei dort aber nicht gewährleistet, heißt es in einer Presseerklärung des Bildungswerkes. Diese Tatsachen hätte die norwegische Regierung inzwischen dazu bewogen, keinen Bürgerkriegsflüchtling des Landes zu verweisen. Rückkehr geschieht dort allein auf freiwilliger Basis.

Auch andere europäische Länder haben bisher noch keine bosnischen Flüchtlinge gezwungen, das Land zu verlassen.

"Die Bundesrepublik steht mit ihrer rigorosen Abschiebepolitik in Europa völlig isoliert da", betont das Bildungswerk. Da auf Bundesebene keine Änderung der Politik zu erwarten und der Landesebene weitgehend die Hände gebunden seien, liege die Verantwortung nun vor allem bei den Menschen in den Kommunen.

Ziel des Abends ist es, gemeinsam mit den Betroffenen über öffentlichkeitswirksame Aktionen und Möglichkeiten des massenhaften Kirchenasyls zu diskutieren. Los geht es um 19.30 Uhr im Internationalen Beratungszentrum in der Elisabethstraße 8.


Detmold@lz-online.de

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