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Lippe aktuell , 02.04.2005 :

Lippe aktuell-Serie / 60 Jahre Kriegsende - Augustdorfer erinnern sich / Eine Serie in sechs Teilen / Teil 2 / 60 Jahre Kriegsende - Willi Köster erinnert sich / "Mit einer weißen Fahne haben wir uns ergeben

Augustdorf (bo). Im ersten Teil seiner Erinnerungen hat der Augustdorfer Willi Köster berichtet, wie er sich gefühlt hat, als die Amerikaner Augustdorf erreichten. Das Haus seiner Eltern stand unter Beschuss und wurde schwer beschädigt. Lesen Sie nun die Fortsetzung.

Der Giebel im Haus seiner Eltern war mit Einschüssen übersäht. Ein Volltreffer ging durch das Wohnzimmerfenster, zerfetzte einen Tisch und auch den Küchenherd, durchschlug die Wohnzimmerwand , flog durch die Deele und schlug in der rückwärtigen Hauswand ein. "Wir gerieten in Panik, zumal auch noch Rauch eindrang." Zahlreiche Häuser, nach Willi Kösters Erinnerungen könnten es 17 gewesen sein, brannten in dieser Nacht nieder.

"In den Morgenstunden ging die Tür auf und zwei amerikanische Soldaten standen im Keller." Sie fragten in gebrochenem Deutsch, ob sich in dem Unterschlupf Soldaten versteckt hielten.

Eine Nachbarin wedelte mit einem weißen Taschentuch und rief immer wieder: "Hier kein Soldat!" Köster: "Wir mussten eine weiße Fahne aus dem Fenster hängen und damit hatten wir uns praktisch ergeben."

In den nächsten Tagen wurde es wieder ruhig, man konnte das Haus wieder verlassen.

"Wir sahen in der näheren Umgebung mehrere Häuser, die noch brannten oder qualmten." Angst bekam Willi Köster in der darauffolgenden Nacht: Auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe standen zwei amerikanische Panzer und schossen unermüdlich in Richtung Dörenschlucht/Pivitsheide, wo eine weitere Panzersperre aufgebaut war.

Köster erinnert sich an große Haufen von leergeschossenen Hülsen: "Eine von diesen Messing-Kartuschen haben wir vor unser Haus gehangen, alle haben das gemacht." Hintergrund: Es war von der Wehrmacht ein Lager für Kriegsgefangene eingerichtet worden. "Die Gefangenen mussten in der Landwirtschaft arbeiten, kannten sich also im Dorf aus." Nachts seien sie in Gruppen gekommen und brachen in die Häuser ein.

Die Messing-Kartuschen dienten als eine Art Alarmanlage. "Wenn der Nachbar Alarm gegeben hat, haben wir das mitgekriegt und schlugen auch gegen das Messing.

So haben wir uns gegenseitig gewarnt und die 'Einbrecher' in die Flucht geschlagen."


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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