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Neue Westfälische , 02.04.2005 :

Erinnerung an Rehme / Der Historiker Reinhard Rürup kehrt für einen Vortrag zurück nach Bad Oeynhausen

Von Stefan Schelp

Bad Oeynhausen. Zehn Minuten. So viel Zeit hat Reinhard Rürup, sich zu erinnern. Zehn Minuten, die mit Sicherheit blitzinteressant werden. Denn Rürup ist einer der profiliertesten Historiker dieser Republik. Und Prof. Dr. Reinhard Rürup stammt aus Bad Oeynhausen. Am Dienstag, 3. Mai, um 19.30 Uhr kommt er zurück nach Bad Oeynhausen. Er spricht in der Druckerei. Über den 8. Mai 1945 in der deutschen Geschichte. Und zuvor zehn Minuten über seine eigene Geschichte. Seine Erinnerungen an das Kriegsende in Bad Oeynhausen.

Viel will er noch nicht verraten. "Sonst kommt ja am 3. Mai keiner mehr", argwöhnt er. Aber dann erzählt er doch noch. Reinhard Rürup wurde elf Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Glücklicher Weise also zu jung, um selbst in die Wirren hineingezogen zu werden. Und ebenso glücklicher Weise 1939 mit den Eltern aus der alten Wohnung am Alten Rehmer Weg in die Lindenstraße umgezogen.

Denn das alte Haus wurde durch den Volltreffer einer Fliegerbombe beim Angriff auf die Weserhütte vollständig zerstört. Rürups Vater war Journalist – Schriftleiter, wie das damals hieß – beim Anzeiger und Tageblatt. Gerade mal 27 Jahre war er alt, als er berufen wurde.

Rürup ging aufs neusprachliche Gymnasium Bad Oeynhausens, in den letzten Kriegsjahren zog er mit seinen Klassenkameraden in die Dorfschule nach Melbergen um. "Und dann gings zurück in die Bürgerschule II, wo das Gymnasium wieder aufgebaut wurde."

Spätestens jetzt gab sich Rürup nicht mehr mit der Zuschauerrolle zufrieden. "Ich wurde erst stellvertretender Schulsprecher, dann Schulsprecher." Politische Interessen wurden immer wichtiger. Ein Forum für das Gymnasium hat er mit Freunden gegründet. " Da haben wir Zeitgeschichte diskutiert."

1954 machte Rürup sein Abitur, zusammen mit Rudolf Rasch, der Physik-Professor wurde und wie Rürup in Berlin lebt. Und mit Hans-Joachim Feldmann, der sich als Journalist einen Namen weit über Bad Oeynhausen hinaus machte. Lehrer wollte Rürup damals werden, für Deutsch und Geschichte. "Fächer, in denen man mit den Schülern kommunizieren kann."

Daraus wurde allerdings nichts, denn Rürup blieb an der Universität hängen, promovierte und überlegte, die historischen Interessen zum Beruf zu machen.

"Den Kontakt zu Bad Oeynhausen habe ich gehalten", versichert er. Die Eltern lebten nun in Eidinghausen, der Vater konnte gesundheitsbedingt seinen Beruf nicht mehr ausüben. Die Mutter war Lehrerin an der Grundschule in Eidinghausen. In den Semesterferien jobbte Rürup bei I + C Meyer und bei einem Tiefbau-Unternehmen.

Auch in die politische Bildung investierte er viel Zeit. Nicht in die eigene, sondern in die von Schülern. Dort, wo heute das Standesamt ist, war in der zweiten Hälfte der 50er Jahre die "Stätte der Begegnung", deren Mitbegründer Rürup war. Schüler wurden hier unterrichtet. "Die konnten sich für neun Tage beurlauben lassen. Richtig gute Schüler kriegte man da." Eindeutig: Die Stätte der Begegnung, das ist eine der besten Erinnerungen an Bad Oeynhausen.

Zum aktuellen Bad Oeynhausen dagegen ist die Verbindung nicht mehr ganz so herzlich. Kann sie nicht sein. "Das, was Bad Oeynhausen einmal ausgemacht hat, ist ja doch extrem stark verändert." Und doch: Rürup ist Historiker, gewohnt, Verschüttetes wieder ans Tageslicht zu ziehen. Warum sollte das nicht auch in Bad Oeynhausen gelingen.

02./03.04.2005
lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de

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