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Westfalen-Blatt , 10.05.2005 :

Kommentar / Sellafield schlampt / Zwischen Panne und Panik

Unvorstellbar, aber wohl wahr: Plutonium, genug für 20 Bomben, ist in der britischen Atomfabrik Sellafield ausgelaufen. Angeblich besteht keine Gefahr, das behauptet jedenfalls die Betreibergesellschaft, die für das Desaster verantwortlich ist. Mit hohem finanziellen Aufwand könnte es gelingen, die vollgelaufenen Keller leer zu pumpen und die Reste aufzuwischen.

Dennoch ruft die Reaktorpanne einmal mehr die Atomkraftkritiker auf den Plan und beim großen Publikum zumindest ein ungutes Gefühl in Erinnerung. Der gängige Kurzschluss zwischen Panne und Panik ist in keinem europäischen Land so verbreitet wie in Deutschland. Und nur hier gibt es einen geregelten Ausstieg aus der Kernkraft - übrigens ohne eine Ersatzregelung für die auslaufenden Kraftwerkskapazitäten Wir setzen auf Sonne und Wind.

In Frankreich, Finnland und besonders im Tschernobyl-Land Ukraine stehen dagegen die Zeichen auf Ausbau der Kernenergie. Auch Tschechien wartet auf den wachsenden Markt für Atomstrom mitten in Europa. Spätestens 2020 kaufen wir dort ein, verzichten auf jeglichen Einfluss auf Sicherheitsstandards und dürfen uns weiter schön gruseln, wenn wieder irgendwo geplempert wird.

Reinhard Brockmann


wb@westfalen-blatt.de

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