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Mindener Tageblatt , 10.05.2005 :

Tausendfaches Leid an der Porta / Zum Jahrestag des Kriegsendes erinnert Bürgermeister an KZ-Außenlager

Porta Westfalica (Ly). Auschwitz ist zum Synonym für den Völkermord der Nazis geworden, für die organisierte Vernichtung von Millionen Leben. Doch auch in Porta Westfalica haben KZ-Häftlinge während der NS-Diktatur entsetzliches Leid erfahren.

Viele überlebten die Torturen nicht. Allein auf dem Lerbecker Friedhof liegen mehr als 100 von 469 Männern begraben, die im Oktober 1944 im damals neu errichteten Außenlager des KZ Neuengamme als Zwangsarbeiter Flugzeugmotoren reparieren mussten. Daran hat Bürgermeister Stephan Böhme am Sonntag im evangelischen Gemeindehaus Hausberge bei einer Gedenkfeier zum 60. Jahrestag des Kriegsendes erinnert.

"Rund um unsere Porta Westfalica haben 2.908 Menschen eine unbeschreibliche Hölle durchlitten", sagte Böhme und fügte hinzu: "Es gibt keine Entschuldigung. Aber Versöhnung ist möglich." Voraussetzung dafür sei die Bereitschaft, die Wahrheit wissen zu wollen.

In Porta Westfalica gab es mehrere Außenlager des KZ Neuengamme. Eines davon: Lager A II in Barkhausen, wo im März 1944 die ersten Häftlinge aus Buchenwald eintrafen. Bis zu 1.300 von ihnen wurden auf engstem Raum zusammengepfercht. Sie mussten Stollengänge, die zu Produktionshallen führten, in den Jakobsberg graben.

Von weiteren 172 Häftlingen, die Am Frettholzweg/Ecke Mindener Weg in Holzbaracken untergebracht waren, wurden im Herbst 1944 das Außenlager Hausberge sowie die Produktionsstätten der Philips-Valvo-Werke im Jakobsberg errichtet.

Ebenfalls für Philips-Valvo stellten 967 Frauen, die zum Teil aus Auschwitz gekommen waren, im Außenlager Hammerwerke Porta, Standort Hausberge, im oberen Stollen des Jakobsbergs Radioröhren her. Viele der unterernährten Opfer starben unter furchtbaren Bedingungen. Am 1. April 1945 wurden alle Lager aufgelöst.

"Was geschehen ist, lässt sich nicht abändern", sagte Böhme vor einer Kranzniederlegung. "Was geschehen wird, liegt in unseren Händen." Zum Ablauf der Gedenkstunde gehörte eine ökumenische Andacht, musikalisch begleitet wurde sie von der Musikschule.


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