www.hiergeblieben.de

Lippische Rundschau , 21.03.1997 :

Erste Auseinandersetzung schon Tage zuvor / Soldaten: "Wurden von drei Türken beleidigt"

Detmold (WB/kai). Der Überfall von Bundeswehrsoldaten auf vier jugendliche Ausländer am Montag Abend in Detmold war nach Darstellung der Rekruten ein "Racheakt". Drei von ihnen seien vier Tage zuvor in der Detmolder Innenstadt von drei Türken in übelster Weise beschimpft worden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der Bielefelder Polizei hätten die drei Türken auf die Frage der Soldaten "Habt ihr ein Problem?" zwölf Landsleute hinzugerufen. Die Auseinandersetzung sei aber friedlich verlaufen und habe ohne Handgreiflichkeiten geendet. In der Kaserne in Augustdorf hätten sich die Soldaten entschlossen, erneut nach Detmold zu fahren, um die Türken aufzuspüren. "Zum eigenen Schutz" hätten sie sich, so ihre Aussage, mit Messern, Baseballschlägern und Klappspaten bewaffnet. Ein 21-jähriger Rekrut aus Eilsleben (Sachsen-Anhalt) habe sich dazugestellt, "um aufgrund seiner ausländerfeindlichen Haltung mitzumischen".

Bei Durchsuchungen haben die Beamten bei dem Eilslebener, einem 21-Jährigen aus Neunkirchen (Hessen) und einem 22-Jährigem aus Eisenach (Thüringen) Skin-Utensilien (Aufnäher und Projekte) und rechtsextremes Propagandamaterial gefunden: ein Grundsatzprogramm der verbotenen "Nationalistischen Front", Bücher mit Titeln wie "Deutschland erwacht", eine Reichskriegsflagge und eine Videokassette mit dem Titel "Stinkende Zecke". Der Rekrut aus Eilsleben besaß zudem zwei Schreckschußwaffen.


wb@westfalen-blatt.de

zurück