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Lippische Landes-Zeitung , 11.09.2000 :

Schützend vor die Flüchtlinge stellen / 500 Teilnehmer bei Demonstration in Detmold

Detmold (fr). "Bleiberecht für Yeziden" war die Forderung, die am Samstag wohl am häufigsten auf den Spruchbändern zu lesen war. Nach Polizeiangaben 500 Menschen starteten vom Kaiser-Wilhelm-Platz aus zu einer friedlichen Demonstration. Sie wollten die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen und ihre Forderung nach politischem Asyl bekinden.

Am Rosental, der Bezirksregierung und dem amnesty international Denkmal machte die Gruppe Halt, um Rednern die Möglichkeit zu geben, für die Religionsgemeinschaft zu sprechen. Gudrun Lagemann vom Internationalen Beratungszentrum (ibz) beschrieb zur Begrüßung knapp das Ziel des ibz: "Wir treten für die Gleichberechtigung aller Menschen ein." Sie betonte, wie wichtig ein gleichberechtigtes Miteinander für ein selbstverständliches Zusammenleben ist. Sie versprach: "Das ibz wird sich schützend vor die von Abschiebungen bedrohten Flüchtlinge stellen und bei geplanten Ausweisungen zivilen Ungehorsam verantwortungsvoll in die Wege leiten."

Telim Tolan, Vorsitzender des "Kulturforums der yezidischen Glaubensgemeinschaft" war eigens aus Oldenburg gekommen, um seine Solidarität mit den yezidischen Flüchtlingen zu demonstrieren. Klar äußerte er seine Ansichten: "In Nordrhein-Westfalen stehen allein 40 Familien auf der Abschiebeliste. In Georgien erwartet sie Polizeihaft, Folter, Erpressung und das Schlimmste: Vergewaltigung und Ermordung." Seine Forderung am Ende seiner mitreißenden Rede stieß auf Begeisterung: "Die Politiker, die die Regierungsverantwortung tragen, dürfen ihre Verantwortung gegenüber uns Flüchtlingen nicht vergessen. Nur wenn sich etwas bewegt, haben wir die Chance bemerkt zu werden. Darum wird es bei dieser Kundgebung nicht bleiben. Wir werden in Notfällen auch zivilen Ungehorsam wie Kirchenasyl nicht ausschließen."

Auch Annelie Buntenbach von Bündnis 90/Die Grünen und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte versprachen, sich für das Bleiberecht der Glaubensgemeinschaft einzusetzen. Wieder am Kaiser-Wilhelm-Platz angekommen, bedankte sich Gudrun Lagemann: "Wir hoffen, dass wir den Yeziden neuen Mut gemacht haben. Wir wissen, dass die Flüchtlinge in Zukunft Anlaufstellen brauchen. Für sie steht das IBZ immer offen."

Die Polizei beschreibt die Demonstration als "diszipliniert und unproblematisch". Das Eingreifen der Beamten habe sich auf das Regeln des Verkehrs beschränkt.


Detmold@lz-online.de

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