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Internationales Beratungszentrum , 26.10.1996 :

Stellungnahme des ibz zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen Grabbe-Internat / Flüchtlinge als Nachbarn - Chancen müssen genutzt werden / Pressemitteilung

"Wir sind entsetzt über die Leichtfertigkeit, mit der über Flüchtlinge in Detmold geurteilt wird; als Menschen, die seit Jahren gute Kontakte zu Flüchtlingen in Detmold haben, können wir den Brief der Schulpflegschaft des Grabbegymnasiums zur Unterbringung von Asylsuchenden im ehemaligen Grabbe-Internat nicht verstehen", so Aysel Fakir-Devran vom Internationalen Beratungszentrum in einer Stellungnahme.

Die Schulpflegschaft hatte in einem Schreiben an den Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt Detmold vor Konflikten gewarnt, die ihrer Meinung nach schon vorprogrammiert seien.

"In unserer Arbeit haben wir die Erfahrung gemacht, dass es eine Bereicherung der Nachbarschaft sein kann, wenn beide Seiten, Einheimische und Flüchtlinge aufeinander zugehen und sich gegenseitig ein wenig Interesse entgegen bringen." Voraussetzung sei "allerdings eine Offenheit und Verständnis für die Gründe, warum Menschen aus ihren Heimatländern fliehen. Die räumliche Nähe zu einer Schule ist eine gute Voraussetzung zur Aufnahme von Kontakten zwischen Flüchtlingen und Schülerinnen und Schülern bzw. Lehrerinnen und Lehrern." Mit Einverständnis der Flüchtlinge bestehe so gerade für Schülerinnen und Schüler der Schule die Möglichkeit, "aus erster Hand von den Flüchtlingen etwas über ihre Fluchtgründe zu erfahren und die Probleme und Belastungen, denen diese Menschen hier ausgesetzt sind", kennenzulernen.

Gerade in der heutigen Zeit des gewachsenen Rassismus und zunehmender Ablehnung von Menschen aus anderen Ländern biete "sich hier die Chance, gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der neuen Unterkunft, Projekte und Unterrichtsbesuche zu organisieren, um so weit verbreiteten Vorurteilen entgegen zu treten". Das ibz-Team sei "jeder Zeit bereit, auch dafür unterstützend oder begleitend tätig zu werden".

"Wenn Erziehung zu demokratisch denkenden Menschen in den Schulen ernst genommen wird, müssen gerade wenn es um verfolgte Minderheiten geht, alle die Schule "machen" und an ihr beteiligt sind, dazu gehören auch die Eltern bzw. ihre Vertreterinnen und Vertreter, für Weltoffenheit und Toleranz eintreten; die Erklärung der Schulpflegschaftsvertreterinnen bzw. -vertreter ist dazu jedenfalls nicht geeignet", heißt es abschließend.


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