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Lippische Landes-Zeitung , 10.12.1983 :

Kreisvorstand / P. Pahmeyer spricht von "militant-rechter Gruppe" innerhalb der JU

Kreis Lippe. "Die Junge Union in Lippe beherbergt wissentlich Rechtsradikale in ihren Reihen." In einer Stellungnahme zu neonazistischen Umtrieben in Blomberg, an denen ein ehemaliges Mitglied der JU beteiligt war, erklärte der JU-Kreisvorsitzende Kelle am 1.12.1983 gegenüber der Presse, seine Organisation "wende sich auf das schärfste gegen diese rechtsextremistischen Umtriebe". "Dies ist aber eine Unwahrheit, denn für die politische Praxis der CDU-Jugend trifft augenscheinlich das Gegenteil zu", behauptet Peter Pahmeyer, Vorsitzender der Jungsozialisten Lippe, in einer Presseerklärung.

"Eine militante Jugendgruppe in der CDU strebt in den letzten Monaten nicht ohne Erfolg nach politischem Einfluss. In Rhetorik, Vokabular und Stil lassen sich auffallende Ähnlichkeiten zu den Versatzstücken eines Propagandajargons feststellen, wie er in den frühen 30er Jahren von einer ehemaligen deutschen Regierung benutzt wurde", sagt Pahmeyer. "Als Sprecher dieser Fraktion in der Jungen Union begreift sich deren stellvertretender Kreisvorsitzender Thomas Jauch aus Bad Salzuflen, der auf Podiumsdiskussionen die Judenverfolgung verharmloste, nachdrücklich die Todesstrafe forderte und ein fanatischer Fan militärischen Spektakels ist. Ihm geht die Bonner Wende bei weitem nicht weit genug.

Die von Thomas Jauch verbreitete politische Ideologie und Kultur bereitet letztlich erst den Boden für Vorfälle, wie sie als Spitze des Eisberges unlängst in Blomberg vorkamen. Es ist keiner Seite gedient, wenn derartige Vorgänge als Einzelerscheinungen verharmlost und bagatellisiert werden.

Ich frage darum die beiden führenden lippischen JU-Funktionäre Dirk-Uwe Klaas und Klaus Kelle direkt:

Trifft es zu, dass

- ein geschäftsführendes Vorstandsmitglied der lippischen CDU-Jugend militante Wehrsportübungen in Bad Salzuflen und Bielefeld organisierte?

- im Anschluss an eine Informationsfahrt der JU zum Kernreaktor Jülich führende lippische Junge-Union-Mitglieder mit Hitlergrüßen und Nazigesängen durch die Düsseldorfer Altstadt zogen?

- Mitglieder der Jungen Union an Schulen in Lippe sogenannte "Schwarze Listen" über Lehrer anlegen und Mitschüler zu Denunziationen und Spitzeldiensten animierten, damit Pädagogen an den 'einseitigen' Pranger gestellt werden können?

- der militärische Überfall der USA auf Grenada, der von der Bundesregierung mit zurückhaltender Kritik beurteilt wurde, in einem internen Positionspapier des lippischen JU-Vorstandes mehr als gerechtfertigt wurde?

Ich bitte D.-U. Klaas und K. Kelle um eine rasche Aufklärung dieser Angelegenheit. Es geht mir in keiner Weise darum, die lippische CDU in einem rechtsextremen Licht erscheinen zu lassen. Aber im Interesse der demokratischen Öffentlichkeit muss verhindert werden, dass rechte Hetzer mit Hilfe der CDU und deren Jugendorganisation zu Amt und Würden gelangen. Thomas Jauch soll bei den nächsten Kommunalwahlen in Bad Salzuflen als Kandidat der CDU nominiert werden."

10./11.12.1983
detmold@lz-online.de

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