www.hiergeblieben.de

Mindener Tageblatt , 20.09.2005 :

(Minden) Vom Recht des Menschen auf Heimat / Vertreibung und ihre Folgen Hauptthema bei Veranstaltung zum Tag der Heimat in Stadthalle

Minden (by). Vertreibung als ein Mittel der Politik ist heute noch in vielen Ländern der Erde an der Tagesordnung -trotz der leidvollen Erfahrungen durch zwei fürchterliche Weltkriege: Thema beim Tag der Heimat.

Von Josef Bilyj

"Die Vertreibung weltweit ächten" war das Motto des diesjährigen Tages der Heimat, zu dem der Bund der Vertriebenen (BdV) mit den Landsmannschaften aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und der Westfälische Heimatbund am Wochenende in die Stadthalle eingeladen hatte. Es sollte Mahnung und Aufforderung zugleich sein, das Recht der Menschen auf Heimat zu respektieren.

Die Feierstunde eröffneten BdV-Kreisverbandsvorsitzender Joachim Sabock und seine Stellvertreterin Renate Öttking, "die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenfügen, damit die Zukunft eine andere, eine bessere wird." Dazu rief Pfarrer i. R Kurt Mielke, selbst ein Schicksalsgefährte der Heimatvertrieben, in seiner Festrede auf. Er wies darauf hin, dass sich bis heute, fünf Jahrzehnte nach Kriegsende, nicht viel geändert habe. Viele Länder hätten aus der Vergangenheit keine Lehren gezogen.

Als besonders schmerzlich bezeichnete er es, dass Heimatvertriebene als "ewig Gestrige" bezeichnet würden und manche Politiker die Vertreibung der Menschen aus den ehemaligen ostdeutschen Gebieten als präventive Maßnahme bezeichneten.

Viele der Heimatvertriebenen haben, wie Pfarrer Mielke weiter verlauten ließ, im Herzen Deutschlands eine neue Heimat gefunden. In ihren Herzen könnten sie aber ihre angestammte Heimat nicht vergessen, fühlten sich nach wie vor zu ihrer alten Scholle und dem Ort der Vertrautheit ihrer Kindheit hingezogen. Nach ihrer Vertreibung in einem eisigen Winter seien viele kulturelle Gegenstände zerstört worden, Unzerstörbar aber sei, so Pfarrer Mielke, das kulturelle Erbe von Persönlichkeiten aus ihrem wissenschaftlichen, geistlichen und geistigen Wirken.

Viele der Vertriebenen hätten bei ihrem ersten Besuch ihrer Heimat nach Wegfall des Eisernen Vorhangs feststellen müssen, dass ihr Heimatland anders geworden sei. Aus mancher Begegnung mit den Menschen dort, von denen viele selbst aus ihrer Heimat vertrieben worden seien, hätten sich bereits Freundschaften entwickelt. Alle verbinde der Wunsch, dass die Zukunft menschlicher gestaltet und den Menschen das Recht auf ihre Heimat nicht mehr genommen werde.

Umrahmt wurde die Feierstunde durch Auftritte des Gemischten Chores Leteln unter Manfred Neumann, der Riesengebirgs-Trachtengruppe Haddenhausen, Leitung Inge Seifert, der Volkstanzgruppe "Kleiriehe" Friedewalde, Leitung Elke Buddenbohm, und den Dützer Straßenmusikanten unter Detlev Palmowski.


mt@mt-online.de

zurück