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Lippische Rundschau , 06.03.1992 :

Kirchenasyl: Stadt prüft / Cousin von Colompar verhaftet

Detmold (LR/hei). Ein Cousin von Josif Colompar, dem die ev.-ref. Gemeinde Hiddesen seit fast drei Wochen "Kirchenasyl" gewährt, um die Abschiebung des Roma zu verhindern, ist nach Angaben der Detmolder "Flüchtlingshilfe" in Rumänien verhaftet worden.

Wie Vereinssprecher Diether Kuhlmann erklärte, lebte Daniel Colompar mit seiner Frau und vier Kindern ebenfalls als Asylbewerber im "Container-Lager" in Remmighausen. Im vergangenen November sei die Familie geflohen, weil sie ihre Abschiebung befürchtet habe. Nach ihrer illegalen Einreise hätten sie in ihrem Heimatdorf Sintana eine neue Unterkunft bezogen, um den angedrohten Zugriff der Polizei zu entgehen. Wenige Tage später seien sie gefunden und Daniel Colompar inhaftiert worden.

Die Flüchtlingshilfe erinnert in diesem Zusammenhang an eine Eingabe der Roma-Flüchtlinge vom vergangenen August an den Rat: Sie könnten nicht zurückkehren, da die Polizei ihre Verhaftung angekündigt habe. Kuhlmann: "Wir und die Hiddeser Gemeinde sehen uns mit der Gewährung des Kirchenasyls für Josif Colompar in schrecklicher Weise in unserem Handeln bestätigt."

Dagegen erklärte der zuständige Dezernent für die städtische Ausländerbehörde, Dr. Burkhard Steglich, der LR: "Es ist aus Rumänien kein Fall bekannt, dass Menschen ohne Grund verhaftet wurden, nur weil sie Roma sind. Das widerspricht den Erkenntnissen von Menschenrechtsorganisationen wie 'amnesty international' oder der 'Gesellschaft für bedrohte Völker'." Das Ausländeramt prüfe derzeit, ob es Gründe gebe, für den "Kirchenasylanten" Josif Colompar eine Duldung auszusprechen. Ihm sei eine Frist eingeräumt worden, um seine Tätigkeit für den rumänischen Roma-Verband und die daraus resultierenden Gefahren zu belegen.


wb@westfalen-blatt.de

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