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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 11.03.2004 :

Historiker hängen in der Luft / Schwierigkeiten bei Millionenprojekt Wewelsburg

Kreis Paderborn/Wewelsburg (gär). Teile der Neukonzeption der Dauerausstellung "Wewelsburg 1933 -1945" stoßen offenbar auf vergaberechtliche Schwierigkeiten. Um einigen Historikern aus der Bredouille zu helfen, möchte der Kreis nach Informationen der NW einen Auftrag an das Dienstleistungsunternehmen "Scriptorium" aus Münster ohne Ausschreibung vergeben. Dieses ist nach Ansicht von Experten aber mit den Richtlinien nicht ohne weiteres zu vereinbaren. Der Bund und das Land NRW, die als Zuschussgeber auftreten, fordern ein formell "wasserdichtes" Verfahren.

Die im Jahre 1982 eröffnete und im Kreismuseum untergebrachte Dauerausstellung "Wewelsburg 1933-1945" ist eine bundesweit anerkannte und bedeutsame Dokumentation des nationalsozialistischen Terrors. Nach Ansicht von Experten bedarf die Ausstellung allerdings dringend einer Überarbeitung. Sie ist zu textlastig. Außerdem haben sich neue Quellen und Themen ergeben, die in die Präsentation integriert werden sollen. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Kreistag bereits eine Neukonzeption beschlossen. Danach sollen in den nächsten fünf Jahren insgesamt 6,667 Millionen Euro investiert werden, um das Projekt zu realisieren. Die Hälfte der Kosten will der Bund tragen, die andere Hälfte soll sich auf das Land, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und den Kreis Paderborn verteilen. Am Mittwoch kommender Woche will der Kulturausschuss über die LWL-Förderung entscheiden.

Bereits seit mehreren Jahren ist das Münsteraner Dienstleistungsunternehmen "Scriptorium" in Wewelsburg engagiert. Die bundesweit anerkannte Firma, die auf vielfältige Tätigkeiten im archäologischen, volkskundlichen und kunsthistorischen Bereich spezialisiert ist, hat nach Aussage von Experten in Wewelsburg exzellente Arbeit geleistet. Deshalb ist sie offenbar auch auserkoren, den Neuaufbau der Dauerausstellung wissenschaftlich zu begleiten.

Dr. Stefan Berke, Geschäftsführer von "Scriptorium", spricht von "gewissen Schwierigkeiten". Die Arbeitsverträge von etwa 15 Historikern, die mit dem Wewelsburger Projekt beschäftigt sind, seien zum Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen. Die bei ihm angestellten Historiker hingen nun völlig in der Luft und hofften darauf, dass sie möglichst bald Anschlussverträge erhalten. Auch beim Kreis Paderborn sieht man die Arbeit von "Skriptorium" als vorbildlich an. Allerdings sei man an die Richtlinien gebunden, sagte Michaela Pitz, Pressesprecherin des Kreises Paderborn. Bislang habe man in ihrem Hause noch keinen Auftrag aus dem Millionenprojekt vergeben.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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