www.hiergeblieben.de

Internationales Beratungszentrum , 03.11.2003 :

Menschenrechte in der Türkei

Menschenrechte in der Türkei

- Vortrag und Diskussion -

Eren Keskin - Anwältin und Menschenrechtlerin
Folter und sexuelle Gewalt in Polizeihaft

Sonntag, 16. November 2003, 19 Uhr
Detmold, Lippisches Landesmuseum, Ameide 4

Eren Keskin, türkische Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin

Eren Keskin führt in ihrer Heimat einen zähen Kampf für mehr Demokratie. Die Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin setzt sich in der Türkei für die Menschenrechte ein und wurde deswegen bereits mit 120 Ermittlungsverfahren konfrontiert. Wegen angeblich separatistischer Propaganda musste sie für 6 Monate in Haft und wurde Ende vergangenen Jahres mit einem einjährigen Berufsverbot belegt. Immer wieder erhält sie anonyme Morddrohungen, es wurde auf sie geschossen.

Seit fast 20 arbeitet die 44-Jährige in Istanbul. Sie übernimmt die Verteidigung in politischen Prozessen und setzt sich vornehmlich für die Rechte der Frauen und der kurdischen Minderheit ein. 1997 gründete sie mit zwei anderen Rechtsanwältinnen ein Rechtshilfeprojekt für Frauen, die sexuelle Folter von staatlichen Sicherheitskräften erdulden mussten. "Noch immer sind Folter und Vergewaltigung in Polizeihaft an der Tagesordnung", sagt sie. Zwar habe die neue Regierung ein Gesetz gegen Folter auf den Weg gebracht, dieses existiere aber nur auf dem Papier und werde nicht in die Praxis umgesetzt. "Wer die türkische Politik kritisiert, lebt gefährlich", das ist ihre Erfahrung.

Ihren hohen Einsatz für die Menschenrechte, ihre Zivilcourage und die Leidenschaft mit der sie die Sache der Opfer zu ihrer eigenen macht, hat amnesty international im Jahr 2001 mit der Verleihung des Menschenrechtspreises gewürdigt. Auch in anderen Ländern erhielt sie Auszeichnungen.

Mit ihrem Engagement will Eren Keskin das Bewusstsein der Öffentlichkeit schärfen und die Frauen ermutigen, ihre Fälle publik zu machen. "Unsere Arbeit ist äußerst schwierig, weil sexuelle Belästigung im Grunde nicht strafbar ist." Viele Frauen trauen sich nicht vor Gericht zu gehen, weil in der traditionellen Gesellschaft eine Frau durch diese Form der Folter als "entehrt" gilt. Daher rechnen die Täter mit dem Schweigen der Opfer.

Eren Keskin mag die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich die Verhältnisse in der Türkei eines Tages ändern werden. Dafür kämpft sie. "Ohne Hoffnung könnte ich meine Arbeit gar nicht machen. Es wird sich ändern, aber es wird lange dauern."

Veranstalterinnen:

amnesty international Detmold,
Internationales Beratungszentrum Detmold,
Bielefelder Flüchtlingsrat,
AntiDiskriminierungsBüro Lippe,
Ökumenisches Forum - Flüchtlinge in Lippe,
Netzwerk Ostwestfalen-Lippe für Regionale Agenda (Nora e.V.)
in Kooperation mit dem Bildungswerk Lippe


zurück