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Lippische Landes-Zeitung , 07.10.1992 :

Das Hermannsdenkmal "symbolisch besetzt" / Zur Solidarität mit allen Flüchtlingen aufgefordert

Detmold. Unter dem Motto "Gemeinsam gegen Nationalismus und Rassismus!" haben, wie berichtet, am 3. Oktober mehr als 50 Angehörige aus Flüchtlingsinitiativen und antifaschistischen Organisationen das Hermannsdenkmal "symbolisch besetzt". Sie entrollten ein 20 Meter langes Transparent über dem Sockel des Denkmals, in denen sie zur "Solidarität mit Flüchtlingen" aufforderten.

Der "Flüchtlingsrat NRW", der zu der Aktion aufgerufen hatte, nahm in einem an die zahlreichen Besucherinnen und Besucher verteilten Flugblatt auf das Datum Bezug. Der Tag der deutschen Einheit, heißt es darin, sei zu einem verhängnisvollen Tag für die Menschen ohne deutschen Pass geworden. Sie seien von dieser Einheit ausgeschlossen. Der staatlichen Ausgrenzungspolitik folge die gesellschaftliche Selbstjustiz. Wer die "Anschläge von Rostock und anderswo" zum Anlass nähme, um die Änderung des Grundrechts auf Asyl zu beschließen, mache sich "zum Handlanger der Brandstifter und Gewalttäter", erklärte ein Sprecher des Flüchtlingsrates, da die Änderung oder Abschaffung des Artikel 16 "nur eine andere Form der 'Ausländer-raus-Parole'" sei. Das Asylrecht sei ein "Menschenerecht der Verfolgten", zu dem sich die Bundesrepublik "auf Grund der Erfahrungen nationalsozialistischer Barabarei bekennen müsste".

Deutliche Worte fand der Sprecher des Flüchtlingsrates auch zu der "nationalistisch umgefälschten Geschichte" des Hermannsdenkmals durch einen "rührigen Heimatverein". Wer die "Erinnerung an das blutrünstige Symbol der Vergangenheit" mit "verharmlosenden Geschichtskittungen" wachhielte, trage auch "Verantwortung für das immer mehr um sich greifende rassistische Klima in der Bundesrepublik".


Detmold@lz-online.de

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