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Die Glocke , 15.03.2004 :

"Machsomwatch" über Situation am Grenzstreifen / "Mütter gebären auf freiem Feld"

Drensteinfurt (hei). "Es geht mir darum, meine eigenen egoistischen Interessen als israelische Jüdin zu vertreten. Es geht mir um meine Zukunft und die Zukunft meiner Kinder", erläutert Dr. Roni Hammermann ihre Beweggründe für ihr aktives Engagement in der Friedensgruppe "Machsomwatch", einer der zahlreichen israelischen Friedensbewegungen. Am Freitagabend berichtete die Jüdin aus Jerusalem zum Auftakt der Woche der Brüderlichkeit in der Alten Synagoge von den alltäglichen Erlebnissen, den schrecklichen Zuständen und bewegenden Geschehnissen an den Militärposten, den so genannten Checkpoints, an denen sie mit ihrer Gruppe gegen Menschenrechtsverletzungen den Palästinensern gegenüber angeht und die Konflikte zwischen Israel und den besetzten Gebiete zu entschärfen versucht.

"Angesichts der zunehmenden anti-israelischen Stimmungen in Deutschland halten wir es für sehr wichtig, dass die Aktivitäten der israelischen Friedensbewegungen, von denen man kaum etwas durch die Medien erfährt, bei uns einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden", so Dr. Kurt Omland von Förderverein Alte Synagoge, der im Zuge der Begrüßung auch die Ausstellung "Es gibt hier keine Kinder" des Künstlers Thomas Geve eröffnete.

"Von meinen Erlebnissen zu erzählen, fällt mir hier in den Räumen der Synagoge besonders schwer", stellte die aus diversen Medien bekannte Friedensaktivistin Hammermann ihrem Vortrag voraus. Mit schwerem Gemüt und aufgelöst erzählte Hammermann von Begebenheiten, die schlicht irreal und unvorstellbar wirken. Mitfühlend, entsetzt und interessiert lauschten die zirka 30 Anwesenden den Erläuterungen und stellten im Anschluss tiefgründige Fragen, die kein Ende nehmen wollten und von großem Interesse zeugten.

Als Antwort auf Presseberichte über Menschenrechtsverletzungen an den konfliktträchtigen Grenzkontrollpunkten entstand im Januar 2001 die zunächst aus drei Frauen bestehende Gruppe "Machsomwatch". Noch heute wirken bei der 70-köpfigen Organisation nur Frauen mit. Angesichts der permanent vorherrschenden Angst an den Checkpoints stellt diese Tatsache für die weiblichen Vermittler zwischen den Fronten ein Schutz dar. Denn Frauen, die zudem unbewaffnet agieren, werden an den von Männern beherrschten Militärposten nicht als Bedrohung wahrgenommen. Ihr Augenmerk legen die Frauen besonders auf die Bewachung der Soldaten und deren Verhalten an den Checkpoints. Sie schreiten ein gegen Misshandlungen und Verletzungen der Menschenwürde. Ebenso liefern sie Berichterstattungen und publizieren ihre Beobachtungen. In Form von Beschwerdebriefen versuchen sie gegen das Leid anzugehen. Leid, das sich in Freiheitsberaubung ausdrückt. Nur Passierscheine, die in überfüllten Büros ausgestellt werden, erlauben den Palästinensern die Checkpoints zu passieren, um zum Beispiel ins Hospital zu gelangen. Um jedoch zu den genannten Verbindungsbüros zu gelangen, werden wiederum Passierscheine benötigt, sodass so manche schwangere Frau, die als besonders gefährlich angesehen wird, ihr Kind auf der Straße oder dem Feld gebärt und Soldaten ohne Fachkenntnisse an den Checkpoints über Leben und Tod entscheiden müssen.

Weitere Informationen zu Machsomwatch über die E-Mail-Adresse:

machsomwatch@hotmail.com


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