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Westfälisches Volksblatt , 20.10.2005 :

(Bad Lippspringe) "Egge-Post" im Visier des Staatsanwaltes / Anklage gegen Dieter W.

Von Hubertus Hartmann

Bad Lippspringe (WV). Die Staatsanwaltschaft Paderborn hat den Inhaber der "Egge-Post" Bad Lippspringe wegen Steuerhinterziehung, Beitragsvorenthaltung und illegaler Beschäftigung angeklagt. Der 63-jährige Dieter W. soll das Finanzamt und die Sozialversicherungsträger um rund 200.000 Euro betrogen haben.

Im März 2003 hatte die Polizei einen heißen Tipp bekommen: "Bei denen geht nicht alles mit rechten Dingen zu." Seit Jahren träfen sich jeden Morgen an die zehn Ausländer an der Bad Lippspringer Total-Tankstelle, würden dort auf drei Autos verteilt und zur Prospektverteilung in verschiedene Städte kutschiert.

Als die Polizei daraufhin eines der Autos stoppte, trafen die Beamten auf drei abgelehnte Asylbewerber aus Afghanistan, die Sozialhilfe kassierten und keine Arbeitserlaubnis hatten. Sie verteilten den ganzen Tag Werbematerial und erhielten als täglichen Arbeitslohn 31 Euro.

Billiger als die Post AG

Bei einer anschließenden Razzia auf dem Firmengelände stießen die Fahnder auf weitere Ausländer. Zudem fanden sie Arbeitsnachweise für insgesamt 25 offenbar schwarz beschäftigte Mitarbeiter, die nicht ordnungsgemäß zur Sozialversicherung angemeldet waren.

Mehr als zehn Strafverfahren gegen illegale "Egge-Post"-Zusteller sind bereits abgeschlossen. Doch Haupttäter ist für die Staatsanwaltschaft Dieter W. Er soll in den Jahren 1998 bis 2003 mit der Verteilung von knapp 48 Millionen Werbeprospekten einen Umsatz von 1,6 Millionen Euro erzielt haben.

Bei der Postbank Hannover entdeckten die Steuerfahnder ein Konto, das nicht in der Firmenbuchführung enthalten war. Gleichwohl habe es dort "erhebliche Geldeingänge" gegeben, erläutert Oberstaatsanwalt Günter Krüssmann.

Anscheinend hat die Firma, die auch für Behörden und Firmen Post zustellt, überwiegend mit illegal Beschäftigten gearbeitet. Kein Wunder, dass die Tarife der Deutschen Post AG mit 42 Cent für einen Standardbrief und 40 Cent für eine Karte deutlich unterboten werden konnten.

Vor einem Jahr beschäftigte die "Egge-Post" nach damaligen Angaben von Dieter W. etwa 90 Mitarbeiter und bediente rund 500 Kunden in den Kreisen Paderborn, Höxter, Lippe, Holzminden und Hameln.



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