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Lippische Landes-Zeitung , 24.06.2017 :

Matratze in Flüchtlingsunterkunft angezündet

Brandstiftung: Der Rauchmelder reißt die Bewohner aus dem Schlaf / Einer von ihnen wird beim Löschen leicht verletzt / Die erste heiße Spur des Staatsschutzes erweist sich als Sackgasse - die Polizei lässt drei verdächtige Männer wieder laufen

Von Till Brand

Lemgo. Im ehemaligen Hansa-Hotel, einer Lemgoer Unterkunft für Asylbewerber, ist Feuer gelegt worden. Dabei wurde in der Nacht zum Freitag ein Bewohner leicht verletzt, da er das Pulver eines Feuerlöschers eingeatmet hatte. Drei Männer, die zunächst der Tat verdächtigt worden waren, ließ die Polizei Freitagmittag wieder laufen.

Zwar hatten die Einsatzkräfte das Trio vorläufig festgenommen - in der Nähe des ehemaligen Hotels und zwar kurz nachdem eine Matratze im Erdgeschoss angezündet worden war. Nach den Verhören teilte die Polizei in Bielefeld jedoch gestern Nachmittag mit: Der Tatverdacht habe sich nicht bestätigt, die Männer könnten gehen.

In der Nacht zuvor hatte nach Angaben von Lemgos Feuerwehrchef Klaus Wegener gegen 1.40 Uhr ein Rauchmelder ausgelöst. Nur noch acht Menschen schliefen zu diesem Zeitpunkt in dem Gebäude, weil die Unterkunft nach Worten von Thomas Lenniger, dem Abteilungsleiter Soziales bei der Stadt, am Montag geschlossen werden sollte. Das einstige 50-Betten-Haus am Abteigarten wird abgerissen und soll durch einen Hotelneubau ersetzt werden.

Durch das Alarmsignal des Rauchmelders aus dem Bett im Obergeschoss "geholt", griff ein 26-jähriger Bewohner zum Feuerlöscher. Lemgos Bürgermeister Dr. Reiner Austermann wertet dieses "vorbildliche Verhalten" auch als "Ergebnis häufiger Schulungen durch unsere Feuerwehr". Als die von den Bewohnern gerufenen Einsatzkräfte vorfuhren, lag die verkohlte Matratze bereits vor dem Hansa-Hotel auf dem Pflaster. Die Spuren sowie Fetzen des verbrannten Stoffes waren noch Freitag auf der Straße zu erkennen.

Angezündet worden ist die Matratze im Betriebsraum des Aufzuges. Wegen des möglicherweise fremdenfeindlichen Hintergrunds nahm nach Angaben der Sprecherin der Bielefelder Polizei, Kathryn Landwehrmeyer, der Staatsschutz die Ermittlungen auf. Die Kripo, darunter zur Unterstützung auch Beamte aus Detmold, untersuchten den Tatort auf Spuren. Die zunächst verdächtigten Männer wurden durch die Polizisten der eigens einberufenen Ermittlungskommission "Breite Straße" vernommen.

Die für Montag geplante Schließung der Asylbewerberunterkunft zog die Stadt auf Freitag vor und brachte die Menschen kurzfristig in anderen Heimen in Lemgo unter. Bereits in den vergangenen Tagen hatten immer wieder Bullis in der Breiten Straße gehalten, um die Habe der Asylbewerber sowie die Einrichtung auf andere Häuser in der Stadt zu verteilen.

Auch die Flüchtlingshilfe hatte ihre Arbeit in der Unterkunft wegen der unmittelbar bevorstehenden Schließung bereits eingestellt, wie deren Leiterin Dagmar Begemann erklärte.

Die Polizei bittet darum, dass Zeugen ihre Beobachtungen beim zuständigen Staatsschutz Bielefeld melden. Erreichbar ist dieser unter Telefon (0521) 5450.

Abriss geplant

Von 1977 bis 2016 hat Karl-Heinz Volland das Hansa-Hotel an der Breiten Straße betrieben, ehe es die Stadt ihm abkaufte. In der Folge als Flüchtlingsunterkunft genutzt, soll das Gebäude noch dieses Jahr abgerissen werden. Geplant ist der Weiterverkauf des Grundstücks an Investor Klaus Steffens, der ein von Architekt Reinhard Schwakenberg geplantes Bettenhaus errichten möchte. Betrieben werden soll dies von Maik Soukal (Stadtpalais) in Kombination mit der Alten Abtei, dem benachbarten VHS-Haus.

Bildunterschrift: Spuren der Nacht: Im Hansa-Hotel in Lemgo haben Unbekannte in der Nacht zu Freitag Feuer gelegt. Eine Matratze hat gebrannt - sie hat auf dem Pflaster vor der Flüchtlingsunterkunft einen dunklen Fleck hinterlassen.

24./25.06.2017

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