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Lippische Landes-Zeitung , 02.12.2005 :

(Lage) Bomben brachten 57 Zivilisten den Tod / Zeitzeugen berichteten über Bombenangriffe und Kriegsende

Lage (ld). Bei vielen Zuhörern kamen verdrängte Erinnerungen wieder hoch, als Zeitzeugen über die Bombenangriffe und das Kriegsende in Lage berichteten. Ein wenig Erleichterung verschaffte das Erzählen manchem vielleicht auch. Auf Anregung des Kulturausschusses der Stadt fand am Dienstag im Bürgerhaus ein Podiumsgespräch über die erschütternden Kriegsereignisse statt.

Unter der Moderation von Manfred Sieker, Vorsitzender des Lippischen Heimatbundes Ortsverein Lage, berichteten Christa Linnemann, Almut Kirchhof und Erich Vieregge über die Angst und die Not der Lagenser nach den verheerenden Bombenabwürfen der Alliierten hauptsächlich im Februar und März 1945. Christina Pohl unterstützte die Gespräche mit Dokumenten aus dem Stadtarchiv. Stellvertretende Bürgermeisterin Irmgard Eberhard begrüßte die Gäste im Namen der Stadt. Sie erwähnte, dass Lage der einzige Ort in Lippe war, der den Bombenterror ertragen musste. Sie dankte den Zeitzeugen und Zuhörern, dass sie sich den Erinnerungen stellen.

Zu den Themen, die an diesem Abend angesprochen wurden, gehörten neben den Bombenangriffen auch das Alltagsleben vor und während des Kriegsendes in Lage, die weltpolitische Situation, die Frage, wie diese in unserer Stadt wahrgenommen wurde sowie der Einmarsch der Alliierten am 4. April 1945. Zunächst berichtete Almut Kirchhof über die Angriffe im Mai 1943, die der Luisenstraße die ersten Verwüstungen brachte.

"Gab nur ein Thema: Angst, Angst, Angst"
Christa Linnemann

Christa Linnemann schilderte die Abwürfe von Spreng- und Brandbomben im Februar 1945, die in Bahnhofsnähe, der von-Cölln- und der Schulstrasse sowie der Schillerstrasse und dem Sedansplatz enorme Schäden anrichteten und 57 Zivilisten den Tod brachten. "Die Brandbomben waren zwar furchtbar, aber bei den Sprengbomben hatten die Menschen keine Chance. Daher gab es in der Bevölkerung nur ein Thema: Angst, Angst, Angst", berichtete Christa Linnemann. Manfred Sieker wies darauf hin, dass die Angriffe nicht nur dem Bahnknotenpunkt galten. "In der Bevölkerung sollte dadurch Angst und Schrecken verbreitet werden, um sie gegen das Hitler-Regime aufzubringen."

Bemerkenswert war, dass weder die Presse in Lippe noch der Rundfunk eine einzige Meldung über diese Ereignisse brachte. Erich Vieregge war bis zuletzt Soldat, kam früh wieder nach Lage und berichtete über die Nachkriegstage in unserer Stadt. Auch aus dem Publikum beteiligten sich Zuhörer und erzählten von ihren Erlebnissen.

Bei allen Rednern war auch heute nach 60 Jahren noch die Erschütterung über die damaligen Zustände zu spüren. Einigen versagte zwischenzeitlich die Stimme.


Lage@lz-online.de

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