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Lippische Landes-Zeitung , 02.07.1983 :

Rechtmäßige und angemessene Reaktion

Zum Artikel der LZ vom 13. Juni 1983 und zum Brief von Frau Heine vom 25. Juni 1983:

Werte Frau Heine!

Wie Sie war auch ich Besucherin des Augustdorfer Soldatentages, um mich zu informieren, mit welchen Mitteln die Bundeswehr als legitimes und mehrheitlich gewolltes Instrument unseres demokratischen Rechtsstaates seit nunmehr etwa 30 Jahren der Friedenssicherung in Freiheit gerecht wird. Die Bundeswehr hat nicht nur die Pflicht, dem Bürger gegenüber Rechenschaft abzulegen, sondern wir Bürger haben auch einen Anspruch darauf, wofür Jahr für Jahr leider viele Milliarden investiert werden müssen. Ich habe in Augustdorf den Eindruck gewonnen, dass unsere Sicherheit in Freiheit bei der Bundeswehr in guten Händen ist. Könnten sich die Menschen im kommunistischen Machtbereich, z. B. Polen, Tschechen, Ungarn, Afghanen usw., unsere Freiheit erkaufen, auch sie würden, statt mit ihrem Blut zahlen zu müssen, Milliarden investieren. Solange der Kommunismus uns mit seiner menschenverachtenden Weltbeherrschungsideologie bedroht, sind wir leider gezwungen, ungeheure Mittel für unsere Sicherheit aufzuwenden, anstatt sie für humanitäre Zwecke anzuwenden.

Dass die etwa 20 Grünen aus Detmold während des Augustdorfer Soldatentages für den Frieden nach ihrer Fasson demonstrieren wollten, ist ihr gutes Recht. Der Ort der Demonstration, die Augustdorfer Kaserne, in der sich die Bundeswehr an dem Tage dem Bürger darstellte, war eine Provokation und forderte die Konfrontation mit rund 25 000 Besuchern, die der Bundeswehr wohl überwiegend positiv gegenüberstanden, Soldaten und Ordnungsdiensten geradezu heraus. Da darf man sich nicht wundern, wenn der Veranstalter sich gegen eine derartige Störung seiner Veranstaltung mit legitimen Mitteln zur Wehr setzt - und das ist sein gutes Recht.

Realität ist nun mal, dass die Mehrheit unserer Bevölkerung der Sicherheitspolitik unserer aller bisher amtierenden Regierungen innerhalb der Nato mehr Vertrauen schenkt als den utopischen Vorstellungen, die die Grünen auf ihren mitgeführten Transparenten und Rufparolen mit zum Teil beleidigendem Inhalt gegenüber Andersdenkenden in unserem Staat zum Ausdruck brachten - oder würden die Grünen sich z. B. unwidersprochen vorwerfen lassen, dass sie für ein "neues 1939" demonstrieren würden?

Auf dieser Grundlage halte ich den Einsatz der von Ihnen kritisierten Feldjäger gegen die Demonstranten für geboten, rechtmäßig und angemessen. Der Hausherr der Kaserne hatte von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und gegenüber den Störern mit abgestuften und angemessenen Mitteln gegen den Hausfriedensbruch reagiert. Ich konnte, im Gegensatz zu Ihnen, keine Entgleisungen seitens der Feldjäger erkennen, deren Einsatz nach meinen Beobachtungen von den etwa 100 bis 150 zuschauenden Besuchern überwiegend verständnisvoll aufgenommen wurde. Ich habe keine kritische Stimme vernommen.

"Hütet euch vor den Feldjägern!" schreiben Sie und unterstellen, dass diese brutal und unmenschlich vorgingen, indem z. B. ein Mensch zur Wache "getrieben" wurde, Feldjäger Freude an der Jagd und Lust am Schlagen gehabt hätten. Ihr Zitat: "Hütet euch vor Feldjägern" könnte ich dort übernehmen, wo es gegen Gesetzesübertretungen vorzugehen gilt. Der Einsatz wird durch die Gesetzgebung unseres Rechtsstaates bestimmt. Entgleisungen der Feldjäger können zur Anzeige gebracht werden und werden geahndet.

Den Grünen schlage ich vor, sich parlamentarische Mehrheiten für ihre Vorstellungen von der Friedenssicherung zu suchen, dann wären umstrittene Demonstrationen, wie die in der Augustdorfer Kaserne, sicher überflüssig; wahrscheinlich wäre in dem Fall jedoch ein Frieden, wie ihn z. Z. die Menschen im kommunistischen Machtbereich ertragen müssen.

Gisela Ludewig
Danziger Straße 9
Augustdorf

02./03.07.1983
Detmold@lz-online.de

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