Lippische Landes-Zeitung ,
17.12.1992 :
Das Leben in Deutschland anders vorgestellt / Einige Asylanten wollen freiwillig zurückkehren
Schlangen (co). 73 Asylanten haben derzeit in der Gemeinde Schlangen Aufnahme gefunden. Sie sind in den Übergangswohnheimen in der Badstraße 2 und am Hasselweg in Kohlstädt untergebracht.
Die Asylbewerber kommen aus den verschiedenartigsten Ländern wie Lybien, Togo und Montenegro. Elf Rumänen werden vermutlich wieder in ihr Heimatland zurückgeschickt, weil sie nicht aus politischen Gründen in Deutschland sind. Sozialamtsleiter Claus-Dieter Lohmüller berichtete, dass einige der Rumänen schon angekündigt haben, freiwillig zurückzukehren. Sie haben sich hier vieles anders vorgestellt und beispielsweise nicht gewusst, dass sie kaum Bargeld in die Hand bekommen, sondern Gutscheine für Dinge des täglichen Bedarfs erhalten.
Ein alleinstehender Asylant bekommt 78 Mark Taschengeld im Monat und 335 Mark in Verpflegungsgutscheinen ausgehändigt. Falls er Kleidung benötigt, wird er in Schlangen in die Kleiderstube der evangelischen Kirche verwiesen. Falls dort nichts in seiner Größe vorhanden ist, kann auch ein Kleidergutschein ausgestellt werden.
Auch die Unterbringung von Obdachlosen stellt für die Gemeinde ein Problem dar. Fünf Einzelpersonen, eine zwölfköpfige und eine fünfköpfige Familie haben Unterkunft erhalten. Um auch für weitere Fälle gerüstet zu sein, wird der Ausschuss für Soziales und Kultur im nächsten Jahr die Unterkünfte besuchen. Eventuell soll dann ein Übergangswohnheim für die Unterbringung von Obdachlosen verwendet werden. Für den Bau eines neuen Gebäudes ist nach Einschätzung von Lohmüller kein Geld vorhanden, denn solche Häuser werden nicht bezuschusst. Auch über die Holzhäuser am Rennekamp für Obdachlose wird der Ausschuss nach einer Besichtigung entscheiden. Vermutlich sollen sie jedoch abgerissen werden, weil sich eine Renovierung nicht lohnt.
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