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Schaumburger Zeitung , 19.04.2002 :

Falkenkeller will Mitglied im Bündnis gegen Rechts bleiben

Barsinghausen (wk). Die Jugendlichen aus dem Falkenkeller wollen Mitglied im Bündnis gegen Rechts bleiben. Das unterstrichen Sprecher der Gruppe in einem Gespräch mit der DLZ.

An den Gerüchten, der Falkenkeller habe sich aus dem Bündnis gegen Rechts zurückgezogen, sei überhaupt nichts dran, stellten die Jugendlichen fest. Im Gegenteil, man sehe in dem ersten offiziellen Bündnistreffen, das am Mittwoch, 24. April, um 15 Uhr im Hause Poststraße 1 stattfinden soll, die Möglichkeit zur Schaffung akzeptabler Strukturen, die es bislang nicht gebe. Damit könne die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit im Bündnis geschaffen und ein gemeinsames Programm gegen rechtes Gedankengut erarbeitet werden. Zum Thema Gewalt stellten die Jugendlichen fest, dass der Falkenkeller Gewalt als Protestmittel ablehne. Man stehe zu gewaltfreiem Widerstand. Auch sei eine oft beschriebene Zusammenarbeit mit gewalttätigen Antifa-Gruppen nicht gegeben. Allein Mitglieder der Antifa Wennigsen würden aktiv im Falkenkeller mitarbeiten, und die würden die Grundsätze des Falkenkellers über den Umgang mit Gewalt teilen. Nur wenige Splittergruppen der Antifa seien überhaupt zur Gewalt bereit, erklärten die Jugendlichen weiter. "Wir finden es schlimm, dass sowohl der Falkenkeller als auch die Antifa Wennigsen in der Öffentlichkeit immer wieder in eine kriminelle Ecke gestellt werden", waren sich die jungen Leute einig. Natürlich hoffen die Jugendlichen aus dem Falkenkeller, dass ihre für den 27. April geplante Demonstration gegen die NPD-Präsenz in Barsinghausen nicht verboten wird.

Darüber entschied gestern am Abend der Verwaltungsausschuss. Im Falle eines Verbotes werde man dies akzeptieren und nicht illegal demonstrieren, wobei sich die Jugendlichen natürlich vorbehalten, das Treiben der NPD privat zu beobachten. Die geplante Gegendemonstration mache aus ihrer Sicht Sinn, weil sie dazu beitragen könne Eskalationen zu vermeiden. Geplant ist eine breit angelegte Demo mit Livemusik und Informationsprogramm, die um 10 Uhr am Barsinghäuser Bahnhof beginnen und zum MSA-Platz führen soll. Im Rahmen der Kundgebung soll die 27 Info-Tafeln umfassende Ausstellung "Neofaschismus in der BRD" des Vereins der Verfolgten des Naziregimes (VVN) gezeigt werden.

"Uns erscheint es wichtig, eine solche Gegendemonstration am Tag des NPD-Aufmarsches zu veranstalten, um den Neo-Nazis zu demonstrieren, dass für ihr rechts-radikales Gedankengut kein Platz ist. Keinen direkten Protest gegen den NPD-Aufmarsch zu zeigen kommt für uns nicht in Frage, da wir befürchten, dass die Neo-Nazis dann ein festes Standbein in Barsinghausen gewinnen würden", machen die Jugendlichen ihren Standpunkt klar. Ähnliche Vorgänge seien in den vergangenen Jahren immer wieder in den neuen Bundesländern beobachtet worden, wo auch aufgrund der Stillhaltetaktik von Politik und Bürgern "national befreite Zonen" entstehen konnten. "Barsinghausens Partnerstadt Wurzen ist nur einer dieser Fälle", mahnen die Jugendlichen.

Unabhängig von der Gegendemo ruft der Falkenkeller alle Haushalte und Geschäfte in der Barsinghäuser Innenstadt dazu auf, am 27. April schwarze Tücher aus ihren Fenstern beziehungsweise Schaufenstern zu hängen, um ein Zeichen gegen rechtes Gedankengut zu setzen und ihre Trauer darüber zu äußern, dass noch immer Nazis über die Straßen marschieren. Die Falkenkeller-Jugend will in diesem Zusammenhang zudem noch alle Anwohner direkt per Brief ansprechen.


sz@schaumburger-zeitung.de

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