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Schaumburger Zeitung , 02.06.2001 :

"Todesreiter" im Internet: Wird Steinbergen Skin-Treff?

Steinbergen (ur). Ausgerechnet in der Nachbarschaft von Innenminister und Ortsbürgermeister Heiner Bartling hat sich eine Wohn- und Hausgemeinschaft eingerichtet, die aus bekannten Rechtsextremisten der gewaltbereiten Szene besteht.

Anfang der Woche wandten sich als "Todesreiter" firmierende Internet-Nutzer per E-Mail an unsere Redaktion und beklagten bitter einen Angriff durch "Autonome und Antifas", bei dem eine Wohnung in Steinbergen verwüstet und ein "Angehöriger des nationalen Widerstands" schwer verletzt worden sei. Die Polizei registrierte allerdings nur eine leichte Verletzung. Zur Vorgeschichte des Zwischenfalls: Bereits eine Woche zuvor hatten die Skins eine Gruppe junger Leute attackiert, die sie für "linke Zecken" hielten. Dabei zertrümmerten sie u.a. die Rückscheibe des PKW, mit dem die Belästigten fliehen wollten. Schon zuvor waren die einschlägig vorbestraften "Kameraden" mehrfach beim "Patrouillieren" vor den Wohnungen vermeintlicher Linker beobachtet worden. Der angeblich am letzten Wochenende von den Antifas so schwer verletzte Mario G. indessen wurde am Mittwoch von der Polizei in Rinteln festgenommen und dem Staatsschutz in Bielefeld überstellt, weil er dringend als Haupttäter eines ausländerfeindlichen Gewaltverbrechens verdächtig ist, das sich bereits am Montag in Minden zutrug.

Dabei soll er nach dem Rausschmiss aus einer Kneipe mit drei weiteren Kumpanen ohne jeden Grund einen jungen Libanesen angegriffen und geschlagen und getreten haben, obwohl dieser bereits am Boden lag. Dazu wurde die deutsche Ehefrau des Opfers mit rassistischen Sprüchen beleidigt und bedroht. Der 23-jährige Mario G. war erst kürzlich aus der Haft entlassen worden, ebenso wie sein Mitbewohner Marcus W. Auch der einschlägig bekannte Sandy O. gehört neben der Lebensgefährtin von W. zu der "Nazi-WG" in Steinbergen, durch die sich die Bevölkerung des Ortsteils zunehmend terrorisiert sieht: Er wurde inzwischen zu einer längeren Haftstrafe verurteilt, die allerdings noch nicht rechtskräftig ist.

In besorgten Anrufen in unserer Redaktion warfen Steinberger mehrfach die Frage auf, warum diese "Kameradschaft" weiterhin agieren kann, obwohl ihre Angehörigen teilweise nur auf Bewährung frei sind. Schließlich zeige ja schon ihr gemeinsames militantes Auftreten an, dass sie ihre Chance auf positive Veränderung offensichtlich nicht nutzen wollen.


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