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Schaumburger Zeitung , 29.04.2002 :

Aufatmen in der Deisterstadt: Demonstrationen bleiben friedlich

Barsinghausen (nn). Aufatmen in der Deisterstadt – die befürchteten Krawalle zwischen NPD-Anhängern und Gegnern der Rechtsextremisten blieben aus. Mehrere Hundertschaften der Landesbereitschaftspolizei begleiteten die beiden Demonstrationszüge am Sonnabend und ließen keinerlei gewaltsame Auseinandersetzungen zu.

Zwei Festnahmen von NPD-Gegnern sowie 55 Platzverweise bilanzierte die Polizei nach dem Großeinsatz am Sonnabend. Bei der Randale am 9. März war es noch zu 18 Festnahmen sowie zehn Strafverfahren wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch gekommen. Während jetzt am Vormittag rund 500 Menschen – so lauten Schätzungen der Polizei – in der Innenstadt lautstark und friedlich gegen den Aufmarsch der Rechten auf die Straße gingen, nahm nachmittags an der vom NPD-Kreisverband Schaumburg angemeldeten Kundgebung lediglich eine 60- bis 70-köpfige Gruppe teil.

Verzichten musste der Kreisverband unter anderem auf seinen Vorsitzenden Sandy Ossenkopp – die Polizei hat den Parteifunktionär nach einem Vorfall vor einer Woche in Rinteln zur Fahndung ausgeschrieben. Ihren Zeitrahmen für den Aufzug von 14 bis 18 Uhr nutzte die NPD nicht aus, mit der S-Bahn um 16.08 Uhr verließen die letzten Teilnehmer aus dem rechten Lager die Stadt in Richtung Schaumburg. Vormittags sollte die Gegendemonstration – dazu aufgerufen hatten unter anderem der "Falkenkeller", AntiFa-Gruppen aus Wennigsen und Hannover sowie die PDS Hannover – bereits um 11 Uhr laut Auflagen und Gerichtsurteil beendet sein. Allerdings setzte sich der Demonstrationszug erst kurz vor 11 Uhr am Deisterplatz in Bewegung, die Schlusskundgebung an der Wilhelm-Stedler-Schule endete etwa 100 Minuten später – von der Polizei geduldet.

"Unsere Taktik ist aufgegangen", betonte Pressesprecher Ingo Ulrich von der Polizeiinspektion Hannover-Land. Polizisten kontrollierten ab 6.30 Uhr die Hauptzufahrtstraßen nach Barsinghausen und gewährleisteten durch ihre starke Präsenz unter der Gesamteinsatzleitung von Polizeidirektor Heinz Lüdtke eine strikte Trennung der beiden Gruppierungen. Dickes Lob zollte Bürgermeister Klaus D. Richter dem Einsatz der rund 700 Polizeibeamten. "Sie haben flexibel und zurückhaltend auf die jeweiligen Situationen reagiert und somit dafür gesorgt, dass Barsinghausen nicht zu einer Festung wird. Trotzdem fühlten sich die Menschen jederzeit sicher", betonte Richter. Erleichtert reagierte der Bürgermeister auf den gewaltfreien Ablauf. Mit ihrer Entscheidung, beide Demonstrationen zeitlich und räumlich voneinander getrennt zu genehmigen, habe die Stadt das Versammlungsrecht geachtet. "Wir wollen die NPD in Barsinghausen nicht. Hoffentlich haben diese Störenfriede jetzt endlich erkannt, dass sie in unserer Stadt nichts für sich bewegen können", machte Richter deutlich.

Zufrieden äußerte sich auch Markus Hugo, Sprecher des Bündnisses gegen Rechtsextremismus, das sich nicht an der Gegendemonstration beteiligte. "Total genial" sei es, wie der "Falkenkeller" und die AntiFa diese Demonstration so reibungslos hinbekommen hätten. "Alles ist friedlich gelaufen. Genau so, wie wir es uns vorgenommen hatten", freute sich Hanno Bruchmann vom "Falkenkeller".


sz@schaumburger-zeitung.de

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