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Lippische Landes-Zeitung , 24.05.2003 :

"Eine Trennung ist unmenschlich" / Silixen kämpft weiter für die Bozkurts

Extertal-Silixen (blu). Die von Abschiebung bedrohte kurdische Familie Bozkurt ist nach wie vor untergetaucht und kann in ihrem Versteck nichts tun als abzuwarten. In Silixen dagegen passiert um so mehr. Ein wachsender Unterstützerkreis setzt sich gegen die drohende Abschiebung ein. "Unser erstes Ziel ist es, die Familie in die Legalität zurückzuführen", sagt Martin Schröder. Auch die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Jutta Dümpe-Krüger, macht sich jetzt für die Bozkurts stark.

Anfang Mai sollte Giyasettin Bozkurt (38) mit seinen drei Kindern (8, 6 und 2 Jahre) in die Türkei abgeschoben werden (die LZ berichtete). Die Mutter Hidayet (29) hätte vorerst in Silixen bleiben können, für sie fehlte noch das Passersatzdokument, dass für die Abschiebung nötig ist. Die Familie sahoffenbar keinen anderen Ausweg, als unterzutauchen.

Die Kinder sind in Silixen geboren, die Eltern arbeiteten, waren also nicht von Sozialhilfe abhängig: Schon diese Tatsachen sorgen bei den Silixern für Unverständnis gegenüber den Behörden. Dass diese Vater und Kinder zudem ohne die Mutter abschieben wollten, empört die Silixener besonders. "Es muss doch menschlich zugehen", sagt Josie Fiedler. "Die Familie zu trennen, ist unmenschlich."

Genau das ist auch der Ansatzpunkt für die grüne Bundestagsabgeordnete Jutta Dümpe-Krüger. "Selbst wenn bereits alle Verfahren abschlägig beschieden worden wären, hat der Kreis Lippe einen Ermessensspielraum", teilt sie mit. Das Asylverfahrensgesetz sehe eine gemeinsame Ausweisungsmöglichkeit vor und sei damit so etwas wie ein Bleiberecht für die ganze Familie bis zum Abschluss aller Verfahren. "Im Fall der Familie Bozkurt würde das bedeuten, dass dann wenigstens nicht die menschliche Härte eintreten würde, dass Herr Bozkurt mit den drei kleinen Kindern zuerst ausreisen muss und seine Frau später", so Jutta Dümpe-Krüger.

Zwar sei eine Teilausweisung rechtlich möglich, aber: "Diese Möglichkeit mit dem Argument zu rechtfertigen, weil das #einweniger Aufwand und weniger Kosten verursache#ein, ist sowohl inhuman als auch äußerst fragwürdig", so die Bundestagsabgeordnete. In einem Schreiben hat sie den Landrat gebeten, sich dafür einzusetzen, dass die gesamte Familie bis zum Ende der Verfahren bleiben kann. Zudem hat sie Kontakt zur Staatssekretärin und Migrationsbeauftragten der Bundesregierung, Marieluise Beck, aufgenommen.

Der Unterstützerkreis in Silixen will jetzt auch den Bundespräsidenten per Brief um Hilfe bitten. Bis eine Antwort da ist, setzen sie sich ganz "handfest" ein, sammeln Unterschriften - und Geld. Das, davon sind sie überzeugt, können die Bozkurts dringend gebrauchen. Dass die Familie wieder auftauchen und bis zum Abschluss aller Verfahren in Ruhe in Silixen leben kann, sei ihr vorläufiges Ziel, so Schröder. "Am liebsten möchten wir natürlich, dass sie auf Dauer bleiben können. Aber ob die Chance besteht - wer weiß?"


Lemgo@lz-online.de

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