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Westdeutsche Allgemeine Zeitung , 08.12.1986 :

Bombenanschlag in Bielefeld vereitelt / Haftbefehl gegen 24-jährigen Studenten - Karlsruhe: Großer Ermittlungserfolg

Die Sicherheitsbehörden haben einen Bombenanschlag auf ein Bürogebäude des Elektrokonzerns Siemens in Bielefeld vereitelt. Ein 24 Jahre alter Student aus Bielefeld, der dem Umfeld der Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) zugerechnet wird, wurde verhaftet. Er wird beschuldigt, den Sprengstoffanschlag vorbereitet zu haben.

Der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof erließ Haftbefehl gegen den Studenten, gegen den Anfang der 80er Jahre schon einmal wegen Unterstützung der RAF ermittelt worden war. Das Verfahren hatte aber wegen "mangelnden Tatverdachts" eingestellt werden müssen.

Der Haftbefehl wird bei der Bundesanwaltschaft als großer Ermittlungserfolg gewertet. Durch das "Eindringen" in die RAF-Unterstützerszene sei wahrscheinlich ein schweres Verbrechen vereitelt worden, hieß es. Nach seiner Festnahme habe der Student Angaben gemacht, nach denen Einzelteile des Sprengsatzes gefunden werden konnten.

In dem von dem Studenten bewohnten Haus in Bielefeld wurde u.a. der dreiseitige handschriftliche Entwurf eines "Selbstbezichtigungsschreibens" für diesen Anschlag gefunden. In dem Brief, in dem die Zusammenlegung der RAF-Häftlinge gefordert wird, heißt es: "Wir haben am 9.12. auf das Bürogebäude von Siemens einen Sprengstoffanschlag verübt."

Das Schreiben war mit "Kämpfende Einheit Philipp Müller" und einem fünfzackigen Stern unterzeichnet. Müller, Mitglied der FDJ und KPD, war 1952 bei einer Demonstration gegen die Wiederbewaffnungspläne der Adenauer-Regierung erschossen worden.


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