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Lippische Landes-Zeitung , 08.11.1985 :

Von den überlebenden ehemaligen "18ern" nicht vergessen

Mehr als 4.000 gefallene Soldaten mahnen die Lebenden: "Frieden!" / Traditionsgemeinschaft IR 18 enthüllt Gedenktafel am 55er-Denkmal

Detmold. 3.000 Soldaten zählte das vor dem Krieg in Bielefeld, Detmold und Paderborn stationierte ehemalige Infanterie-Regiment 18 am Mobilmachungstag 1939. Mehr als 4.000 Angehörige des Regiments sind bis zum Kriegsende gefallen oder vermisst. Die meisten ruhen in russischer Erde. An ihre Gräber erinnert kein Kreuz. Um an das tragische Schicksal dieser meist jungen Menschen zwischen 19 und 20 Jahren zu erinnern und das Andenken an sie wach zu halten, wird am Samstag, 16. November, 11 Uhr am 55er-Denkmal auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz in Detmold eine Gedenktafel enthüllt.

"Es war an der Zeit und seit langem ein Anliegen der überlebenden Regimentsangehörigen und vieler Bürger, vor allem der Angehörigen der Gefallenen, dass 40 Jahre nach Kriegsende dem Gedächtnis dieser überwiegend aus Lippe und Ostwestfalen stammenden Männer im Herzen der alten Garnisonstadt Detmold ein sichtbarer Platz eingeräumt wird. Ihr Vermächtnis Frieden soll den nachfolgenden Generationen Mahnung sein!" erklärte Ernst-Martin Rhein, Vorsitzender der Traditionsgemeinschaft ehemaliger 18er.

Das IR 18 war 1921 mit seinem Ausbildungsbataillon, nach 1935 mit seinem II. Bataillon und zwei Ersatzbataillonen in Detmold stationiert. Mit der Bevölkerung der Stadt verband die Soldaten dieser Truppenteile immer ein gutes Verhältnis.

Im Russlandfeldzug war das IR 18 im Rahmen der Rheinisch-Westfälischen 6. Division an Brennpunkten der Kämpfe im Mittelabschnitt eingesetzt. In der mörderischen Abwehrschlacht bei Rschew im Sommer 1942 verlor es seinen Kernbestand. Nach Zuführung von Ersatz bestand es 1943 verlustreiche Rückzugskämpfe. Bei der russischen Großoffensive im Juni 1944 wurde es bei Bobruisk an der Beresina fast völlig vernichtet. Mitte Januar 1945 wurde das neu aufgestellte Grenadier-Regiment 18 Opfer einer zehnfachen Übermacht der aus dem Weichselbrückenkopf angreifenden sowjetischen Armeen.

"Uns liegt daran, dass man den toten Soldaten gerecht wird. Sie haben das Höchste gegeben, was sie zu geben hatten. Sie taten dies in gutem Glauben, ihrem Land zu dienen. Ihr hingebungsvoller Einsatz ist scharf zu trennen von den Verbrechen einer skrupellosen und verblendeten politischen Führung, die den Idealismus und die Pflichttreue dieser jungen Menschen zur Durchsetzung maßloser und menschenverachtender Ziele schmählich missbraucht hat", sagte Rhein.

Die Traditionsgemeinschaft IR/GR 18, in der mehr als 600 ehemalige 18er zusammengeschlossen sind, lädt die Angehörigen der Gefallenen – Frauen, Kinder und Geschwister - und alle ehemaligen 18er zu der Enthüllung der Gedenktafel am 16. November 1985 herzlich ein. "Die Familien unserer gefallenen und vermissten Kameraden sollen wissen, dass ihre im Kriege gebliebenen Angehörigen auch 40 Jahre nach Kriegsende nicht vergessen sind."


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